Gottesdienst am 29.03.2020

 

Andacht für Sonntag Judika, 29. März 2020
Pfarrer Jochen Maier


Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ Matthäus 20,28
Wochenspalm: Psalm 43 (Evang. Gesangbuch 755)

An dieser Stelle finden Sie ein Video von www.youtube.com. Sie können es sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von www.youtube.com angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten übermittelt werden.

Liebe Gemeindeglieder in Sommerhausen und Eibelstadt,

mir fehlt etwas, nein: Mir fehlt viel, wenn am Sonntag nicht die Glocken läuten und kein Gottesdienst in unserer Kirche gefeiert wird. Vielleicht geht es manchen von Ihnen und Euch ähnlich. Darum haben wir uns entschlossen, dass am Sonntagmorgen auch wenn wir zur Zeit keinen gemeinsamen Gottesdienst feiern können, zumindest um 10.30 Uhr die Vaterunserglocke läuten soll und wir eingeladen sind, zum Klang der Glocken gemeinsam zu beten, so wie wir dies nun schon seit mehreren Tagen allabendlich um 19 Uhr tun.
„Gebet ist das Atemholen der Seele“, so hat es der englische Theologe John Henry Newman einmal formuliert. Im Gebet bringe ich vor Gott, was ich auf dem Herzen habe, was mich umtreibt und beschäftigt und das ist so einiges in diesen ungewöhnlichen und belastenden Zeiten. Da ist die Sorge um Angehörige, die zur sogenannten „Risikogruppe“ gehören, das beklemmende Gefühl, wenn ich von unserem Pfarrhaus aus auf die Hauptstraße schaue, wo bei schönem Frühlingswetter sonst zahlreiche Touristen und Einheimische flanieren und nun kaum jemand unterwegs ist. Da ist der Gedanke an die vielen Selbständigen, Geschäftsleute und Gastronomen, die nun um ihre Existenz fürchten, weil sie ihre Geschäfte schließen mussten. Da ist das Mitgefühl mit den Infizierten und ihren Angehörigen. Da ist aber auch die Hochachtung und der tiefe Dank für all diejenigen, die nun zu „Helden des Alltags“ geworden sind: Die Ärztinnen und Pfleger in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die Verkäuferin an der Kasse, die trotz aller Belastung ein freundliches Lächeln für ihre Kunden hat und den Wunsch: „Bleiben Sie gesund“!, die Polizeibeamten und Postbotinnen, die dafür sorgen, dass ein Stück Normalität im Leben erhalten bleibt. Der Respekt vor dem Studenten oder dem Nachbarn, der für die ältere Dame in der Nachbarschaft nun die Einkäufe erledigt.
Im Gebet bringe ich das alles vor Gott und weiß mich verbunden mit all denen, die auch beten, daheim in ihren Häusern und Wohnungen. Das gemeinsame Gebet und besonders das Vaterunser als das Gebet, das Jesus selbst uns gegeben und geschenkt hat, verbindet uns über alle Grenzen der Konfessionen und Frömmigkeitsformen hinweg. Es tut gut zu wissen: Da sind andere, die beten mit mir, zur gleichen Zeit, dann, wenn die Glocken dazu einladen und auch sonst. Das schenkt ein Gefühl der Verbundenheit. Ist das nicht etwas Großartiges?
„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“ mit diesem Lobpreis Gottes endet das Vaterunser, so wie wir es kennen. Das ist ein Bekenntnis zu Gott, in dessen Hand wir alle stehen. Und ich empfinde das gerade jetzt überaus tröstlich: Wir stehen in Gottes Hand, wir sind nicht allein, wir sind von ihm gehalten! Es tut gut, daran immer wieder erinnert zu werden. Philipp Spitta hat das einst so ausgedrückt: „Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben; nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich draus vertreiben. Und wenn zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und wen er hält, wird wohlbehalten bleiben.“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 374).
Es gibt Zeitgenossen, die das für einen überkommenen Kinderglauben halten. Dafür sei die Welt heute zu mündig, zu aufgeklärt, das Wissen zu fortschrittlich. Es gibt Menschen, die das so sehen. Das ist ihr gutes Recht.
Mein gutes Recht ist es, Zweifel am Zweifel zu haben. Auch im Hier und Heute gibt es sehr wohl Gottesbegegnungen, wenngleich oft sehr versteckt und manchmal eher verschlüsselt. Ich muss genau hinschauen, genau hinhören.
Er ist da und tröstet.
Er ist da und gibt Mutlosen Kraft.
„Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben; nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich draus vertreiben. Und wenn zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und wen er hält, wird wohlbehalten bleiben.“

 

Darauf lasst uns trauen.
AMEN
(Pfr. Jochen Maier)
 
Wir beten mit Worten von Christina Noe, einer rk. Pastoralreferentin aus dem Bistum Eichstätt:
Jesus, du Heiland der Menschen,
ich empfehle deinem Schutz
die Menschen dieser Erde:
die vom Coronavirus infiziert sind,
die sich in Quarantäne befinden,
die sich ängstigen und unsicher sind,
die krank sind und besonderen Schutz brauchen,
die verzweifelt und einsam sind,
die um Angehörige trauern.

 

Jesus, du Heiland der Menschen,
ich bitte dich
für alle, die sich im Gesundheitswesen mit großem Einsatz um Kranke kümmern,
für die Politiker und Politikerinnen in Deutschland und weltweit, die weitreichende Entscheidungen treffen müssen,
für die Wissenschaftlerinnen und Forscher, die sich intensiv um medizinische Hilfe bemühen,
für alle, die vor dem beruflichen und wirtschaftlichen Aus stehen,
für alle, die zuverlässig und einfallsreich helfen,
für uns - um das Vertrauen, dass du dich um jeden und jede von uns sorgst und niemanden verlässt.
AMEN

 

Bleiben Sie behütet
Ihre Pfarrerin Irene Maier und Ihr Pfarrer Jochen Maier

 

zurück