Aktuelle Gottesdienste und Predigten: 2024

Gottesdienste und Predigten während der Corona-Zeit: 2023 * 2022 * 2021 * 2020


Predigttexte 2024
 

14. Januar 2024 * 21.01.2024 * 04.02.2024 * 11.02.2024 * 25.02.2024 * 29.03.2024 Karfreitag *
31.03.2024 Ostersonntag * 14.04.2024 *

 


 

Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den Hirtensonntag, Miserikordias Domini, 14. April 2024
Pfarrer Jochen Maier

 
Denkmal Schäfer
Bildrechte Kirchengemeinde Sommerhausen/Eibelstadt
Wochenspruch:
"Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben."  Joh 10,11a.27–28a
Predigttext: 1.Mose 16,1-16

 

„Abrams Frau Sarai hatte keine Kinder bekommen. Sie hatte eine ägyptische Magd, die hieß Hagar. Sarai sagte zu Abram: »Der Herr hat mir Kinder verweigert. Geh doch zu meiner Magd! Vielleicht kann ich durch sie ein Kind bekommen. «Abram hörte auf Sarai. So gab Sarai ihrem Mann Abram ihre ägyptische Magd Hagar zur Nebenfrau. Abram wohnte damals schon zehn Jahre im Land Kanaan. Er schlief mit Hagar, und sie wurde schwanger. Als sie merkte, dass sie schwanger war, sah sie auf ihre Herrin herab. Da sagte Sarai zu Abram: »Mir geschieht Unrecht, und du bist schuld. Ich war es doch, die dir meine Magd gegeben hat. Kaum ist sie schwanger, sieht sie auf mich herab. Der Herr soll zwischen dir und mir entscheiden!« Abram antwortete Sarai: »Sie ist deine Magd und in deiner Hand. Mach mit ihr, was du für richtig hältst.« Daraufhin behandelte Sarai ihre Magd so schlecht, dass diese ihr davonlief.
Ein Engel des Herrn fand Hagar an einer Wasserquelle in der Wüste. Sie war am Brunnen auf dem Weg nach Schur. Der Engel fragte: »Hagar, du Magd Sarais, wo kommst du her und wo gehst du hin?« Sie antwortete: »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai.« Da sagte der Engel des Herrn zu ihr: »Kehre zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter!« Weiter sagte der Engel des Herrn zu ihr: »Ich werde deine Nachkommen so zahlreich machen, dass man sie nicht zählen kann.«  Der Engel des Herrn fügte hinzu: »Du bist schwanger und wirst einen Sohn zur Welt bringen. Den sollst du Ismael, ›Gott hat gehört‹, nennen. Denn der Herr hat dich gehört, als du ihm deine Not geklagt hast. Dein Sohn wird heimatlos sein wie ein Wildesel. Er wird mit allen im Streit liegen und getrennt von seinen Brüdern wohnen.«
Hagar gab dem Herrn, der mit ihr geredet hatte, den Namen El-Roi, das heißt: Gott sieht nach mir. Denn sie hatte gesagt: »Hier habe ich den gesehen, der nach mir sieht.« Darum nannte man den Brunnen Beer-Lahai-Roi, das heißt: Brunnen des Lebendigen, der nach mir sieht. Er liegt zwischen Kadesch und Bered.
Hagar brachte Abrams Sohn zur Welt. Er nannte den Sohn, den Hagar geboren hatte, Ismael. Abram war 86 Jahre alt, als Hagar Ismael zur Welt brachte.“

 

Liebe Gemeinde,

ein Vers aus dieser Geschichte kommt uns vielleicht noch bekannt vor, das war die Jahreslosung 2023: „Du bist der Gott, der mich sieht!“ Hieß es da in einer etwas anderen Übersetzung. Du bist der Gott, der nicht wegschaut, sondern hinschaut, der Gott, der danach schaut, wie es mir geht. Ein schönes Wort, das guttut. Das klingt tröstlich, klingt ermutigend, obwohl die Geschichte, die wir da eben gehört haben und die hinter diesem Satz steht, zunächst einmal sehr fremd und wenig vertrauenserweckend klingt. Es ist die Geschichte von Hagar. Hagar war immer nur ein Mensch zweiter Klasse. Sie war eine ägyptische Sklavin und als solche hatte sie praktisch keinerlei Rechte.
Sie wird nicht gefragt, als ihre Herrin Sara sie kurzerhand zur Leihmutter erklärt und sie Abraham endlich den lang ersehnten Erben gebären soll. Künstliche Hormonbehandlungen oder eingefrorene Eizellen, die man nach Bedarf auftauen konnte, die gab es natürlich noch nicht und so schien das der einzig mögliche Weg zu sein, um doch noch an Nachwuchs zu kommen.
Gefragt wird Hagar nicht. Man bestimmt über sie.
Was sind das nur für Zustände?
Und weil zwar die Zustände damals ganz anders waren, weil die Menschen aber kaum anders gefühlt und gehandelt haben als heute, ging die Geschichte nicht lange gut. Es kam zu Spannungen, zu Neid und weil Hagar als Sklavin natürlich in der schwächeren Position war und auch Abram sie nicht beschützte, floh sie in ihrer Verzweiflung in die Wüste.
Aber in hochschwangerem Zustand in die Wüste zu gehen ist sicher keine gute Idee. Das ist glatter Selbstmord.
Das weiß Hagar, aber das ist ihr gleich.
Sie ist am Ende, kann nicht mehr und will auch nicht mehr.
Aber dann kommt es doch ganz anders. Hagar findet mitten in der lebensfeindlichen Wüste einen Brunnen, findet lebensrettendes, erfrischendes Wasser. Ein Brunnen in der Wüste ist das Sinnbild für Rettung und Bewahrung. Und nicht nur das: Ein Engel, ein Bote Gottes ist da und spricht Hagar an. Er hört sich ihre Geschichte an, holt sie sozusagen zurück ins Leben. Hagar wird gesehen, wir wahrgenommen, wichtig genommen, als Mensch, als Frau. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Das kann sie dann aus tiefem Herzen bekennen.
Gesehen, wahrgenommen zu werden, das ist doch ein menschliches Grundbedürfnis. Wer will das nicht? In der Schule gibt es immer wieder verhaltensauffällige Kinder und wenn man genauer hinschaut, dann steht da manchmal eine tiefe Not dahinter. Kinder, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, die übersehen werden. Und die holen sich dann manchmal diese Aufmerksamkeit, in dem sie aus der Reihe tanzen, indem sie stören, auffallen wollen. Das kann dann sehr anstrengend sein, aber im Grunde steckt eine große Not dahinter.
In der Woche nach Ostern haben meine Frau und ich ja unserer Tochter in London besucht. Das war schön und interessant und wir haben viel erlebt, haben vor allem gesehen, wo unsere Tochter zur Zeit lebt, aber das war auch ziemlich anstrengend. Eine riesige, tolle Stadt mit fast 9 Millionen Einwohnern – 6 mal so groß wie München! Menschen, die aneinander vorbeieilen, die sich gegenseitig nicht wahrnehmen, nicht wahrnehmen können.
Ich habe mal wieder gemerkt, dass ich kein Großstadtmensch bin.
Ich mags gerne kleinteiliger, persönlicher.
Ich bin gerne dort, wo man sich sieht und wahrnimmt und kennt.
„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Das klingt sehr tröstlich für mich. Ein Gott, er mir gut ist, freundlich zugewandt. Ich werde wahrgenommen, bin ihm wichtig. Wie schön ist das!
Gesehen werden, wahrgenommen werden, ernstgenommen werden. Das brauchen Menschen. Nicht gesehen zu werden, das kränkt und das macht einsam und lässt Menschen in ihrer Not allein. In Bertolt Brechts Dreigroschenoper heißt es: „Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“ Unser Predigtwort hält dagegen und bekennt: Für Gott ist niemand im Dunkeln. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Sein Engel wendet sich gerade denen zu, die am Rande stehen. Gott sieht und hört ihr Elend.
Er ist der gute Hirte, der jedes einzelne seiner Herde sieht und wahrnimmt und im Blick hat. Kein einziges lässt er verloren gehen. Vielleicht ist das uralte Bild vom guten Hirten gerade deshalb auch heute noch so ansprechend und berührend, weil es das menschliche Grundbedürfnis aufnimmt: Da ist einer, der nach mir schaut, dem ich nicht egal bin.
Gott schaut uns an und er möchte auch unseren Blick auf die Welt verändern. Er möchte, dass auch wir hinschauen mit dem Blick der Liebe und der Barmherzigkeit – welch wunderbares Wort: Barmherzigkeit!
Dass wir hinschauen gerade auf die im Dunkeln. Wo sind in meinem Umfeld Menschen, deren innere und äußere Not niemand wahrnimmt? Wo kann ich zeigen: „Ich sehe dich!“
Kein Mensch darf übersehen werden. Keiner.
Das ist keine leichte Aufgabe, aber wir vertrauen auf einen Gott, der sieht und hört und Menschen Halt gibt – und die nötige Orientierung, damit wir verantwortungsvolle Wege gehen können.
Gott sieht mich, also bin ich.
Allerdings brauchen wir auch Geduld, gerade im Gottvertrauen brauchen wir viel Geduld. Gott möchte uns beides schenken: Geduld und das Vertrauen, dass Gott mich sieht und hört.

AMEN
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Ostersonntag, 31. März 2024
Pfarrer Jochen Maier


 
Osterkerze
Bildrechte Pfarrgemeinde Sommerhausen/Eibelstadt
Wochenspruch:
"Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle."  Offb 1,18

Predigttext: 1.Samuel 2,1-8a

 

Liebe Gemeinde,

wie klingt Ostern? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, oder? Wie Weihnachten klingt, das haben wir im Ohr. Das klingt nach „O du fröhliche“, „Stille Nacht“, oder „Süßer die Glocken nie klingen“ und wenn es unbedingt sein muss auch nach Dauerberieselung mit „Last Christmas I gave you my heart“ von der britischen Popgruppe Wham. Aber nur wenn es unbedingt sein muss! Ich habe mal gelesen, dass der Text ursprünglich so lauten sollte: „Last Easter I gave you my heart“, also: „Beim letzten Osterfest gab ich dir mein Herz“. Aber die Plattenfirma wollte das nicht. Sie meinte Ostern hätte einfach nicht die richtige Stimmung für so ein Herzschmerz-Liebeslied.
Weihnachten passe da besser. Da sind wir sozusagen kollektiv in einer sehnsuchtsvolleren Stimmung. Da erinnern wir uns an die schönen verklärten Kindertage schauen auf die scheinbar heile Welt der Krippenfiguren unterm Christbaum und hören Lieder, die zu diesem Gefühl von Liebe und Geborgenheit passen.
An Ostern ist das anders. Ostern ist irgendwie schwerer zu greifen, ist sperriger. Was feiern wir denn da eigentlich? Es ist jedenfalls entschieden mehr als nur ein Frühlingsfest mit bunten Eiern und putzigen Häschen.
Wir feiern die Auferstehung.
Aber wie klingt Auferstehung?
Es gibt ja durchaus ein paar klassische Osterlieder, aber die klingen ganz unterschiedlich, je nachdem, wer sie singt.
Bei manchen erklingt das „Christ ist erstanden“ hell und klar und triumphierend, voller Gewissheit, dass der Tod besiegt ist. Aber bei anderen klingt das „Halleluja“ eher leise und zaghaft, so als wären sie sich nicht so sicher, ob man das mit der Auferstehung wirklich glauben kann.
So richtige Osterschlager, die im Radio rauf und runter gespielt werden und in uns österliche Gefühle wecken, die gibt es nicht. Zumindest kenne ich keine.
Schließlich wollen wir mit unserem Glauben ja auch niemandem zu nahe treten. Im Gottesdienst kann man, wenn‘s denn sein muss, schon mal laut und kräftig „Halleluja“ singen, aber in der Öffentlichkeit? Da doch lieber nicht!
Ist Ostern also stumm? Klingt da gar nichts? Oh doch! Aber es klingt nicht eindeutig, sondern es klingt vielstimmig. Es klingt nach Freude und nach Leid, nach Hoffnung und nach Sehnsucht, nach Glaube und nach Zweifel. Eine Stimme, die uns heute ihr Osterlied singt ist die von Hanna, der Mutter des großen alttestamentlichen Propheten Samuel. Lange bevor Jesus geboren und auferstanden ist, singt sie ihr Loblied.

Wir hören 1.Samuel 2,1-8:

Mein Herz ist voll Freude über den Herrn.
Der Herr hat mich wieder stark gemacht.
Mein Mund lacht über meine Feinde.
Denn ich freue mich über deine Hilfe.
Keiner ist so heilig wie der Herr,
denn es gibt keinen Gott außer dir.
Kein Fels steht so fest wie unser Gott.
Redet nicht so viel und hoch daher!
Kein freches Wort komme aus eurem Mund.
Denn der Herr ist ein Gott, der alles weiß.
Schändliche Taten duldet er nicht.
Der Bogen der Starken wird zerbrochen,
die Schwachen aber bekommen neue Kraft.
Die Satten müssen sich ihr Brot verdienen,
die Hungrigen aber sind den Hunger los.
Die Unfruchtbare bringt sieben Kinder zur Welt,
doch das Glück der Kinderreichen schwindet.
Der Herr tötet und macht lebendig,
er führt ins Totenreich und wieder heraus.
Der Herr macht arm und macht reich.
Er drückt nieder und richtet wieder auf.
Den Geringen zieht er aus dem Staub,
den Armen holt er aus dem Dreck.

Klingt so Ostern, liebe Gemeinde? Machtvoll, triumphierend und voller Hoffnung. Es ist ein jubelndes Siegeslied, das von einer Auferstehung mitten im Leben erzählt. Aber dazwischen finden sich schon auch ein paar schiefe Töne. Sie erinnern an die Trauer, an das Leid, das Hannah erlebt hat. Sie hatte sich sehnlichst ein Kind gewünscht. Seit sie mit ihrem Mann Elkana verheiratet war, wartete sie darauf, endlich schwanger zu werden. So verging Jahr um Jahr aber es geschah nichts. Dafür wuchsen die Selbstzweifel: Was stimmt nicht mit mir? Was mache ich falsch? Hanna betet und klagt und trauert. Ihr Mann versucht sie zu trösten, aber so ganz versteht er sie eigentlich nicht. Allerdings hat er noch eine zweite Frau. Das war zu jener Zeit auch unter den Juden durchaus üblich. Und mit seiner anderen Frau, Peninna heißt sie, da hat er sogar mehrere Kinder. Und diese Peninna sorgt dafür, dass Hanna Tag für Tag zu spüren bekommt, was sie eben nicht hat. In einer Zeit, in der Kinder die Altersvorsorge sind, da sieht die kinderlose Zukunft rabenschwarz aus. Hanna ist am Ende. Sie kann nicht mehr. In ihrer Not flüchtet sie in den Tempel, wirft sich nieder und klagt Gott ihr Leid. Sie ist so verzweifelt, dass der Priester Eli sogar meint, sie habe zu viel getrunken. Aber das hat sie nicht. Sie ist einfach nur verzweifelt. Und Gott erhört ihr Flehen.
Hanna wird tatsächlich schwanger und gebiert einen Sohn, den sie dann Samuel nennt, was so viel bedeutet wie: „Er ist vom Herrn erbeten“.
Und nun kann Hanna voller Freude singen und jubeln.
Machtvoll, triumphierend und voller Hoffnung erzählt ihr Lied von ihrer Auferstehung mitten im Leben. Sie lobt Gott, der seine Menschen nicht der Verzweiflung überlässt.
„Mein Herz ist voll Freude über den Herrn.
Der Herr hat mich wieder stark gemacht.“ So singt Hanna.
So also klingt Ostern!

Aber es kann auch ganz anders klingen: Erschrocken, staunend, eine Mischung aus Freude und Furcht. So wie wir es vorhin in der Evangelienlesung gehört haben. Die Frauen am leeren Grab Jesu singen kein lautes Halleluja, Sie singen überhaupt nichts, sondern sie verstummen erst mal vor Schreck. Als sie sehen, dass der schwere Stein weggerollt ist, bleiben sie wie vom Blitz getroffen stehen. Sie sehen das leere Grab und der Verstand weigert sich zu begreifen, was hier geschehen ist. Wie soll man auch verstehen, was jeglicher Erfahrung, jeglicher Logik widerspricht.
So geht es ja auch heute vielen Zeitgenossen: Wie ist das möglich? Wie soll man sich das mit der Auferstehung vorstellen?
Kein Wunder, dass die Frauen am Grab verunsichert sind. Sie wissen nicht so recht: Sollen sie sich nun freuen oder eher fürchten? Erst als Jesus selbst, erst als der Auferstandene ihnen begegnet, da beginnen sie das große Wunder der Auferstehung zu begreifen. Die Furcht lässt nach und Freude erfüllt sie. Fürchtet Euch nicht!
Wie klingt Ostern für uns? Machtvoll triumphierend, voller Hoffnung? Oder eher erschrocken, staunend? Oder ist es eine Mischung aus beidem? Wem die Trauer die Kehle zuschnürt, der kann nicht singen. Und auch, wem vor Angst die Luft wegbleibt, auch der singt nicht. Singen kann nur, wer Trauer und Angst besiegt hat, Singen kann, wer am Boden lag und dann mit Gottes Hilfe auferstanden ist, mitten im Leben.

Dass auch wir das so erleben dürfen, dieses Ostern mitten im Leben, das wünsche ich uns allen.

AMEN
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Karfreitag, 29. März 2024
Pfarrer Jochen Maier

 

 

Jesu am Kreuz
Wochenspruch:
„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Joh 3,16

 

Predigttext: Hebräer 9,15+26b-28 


 

Liebe Gemeinde,

wie feiert man Karfreitag? Und: Passt das eigentlich: den Karfreitag feiern? Das ist doch eigentlich ein ernster, ein tiefsinniger Tag, der mit „fröhlichem Feiern“ herzlich wenig zu tun hat. Sicher: Bei vielen stehen schon die Ostersträuße in den Wohnungen mit frischen Blüten und bunt gemalten Eiern. Bei uns ist der Katharinenbrunnen wieder festlich geschmückt. Frühlingsblumen erfreuen das Auge und tun der Seele gut. Und nach dem Kälteeinbruch sind die Temperaturen auch wieder angenehmer.
Aber: Passt das auch zum Karfreitag? Der Altar ist heute leer, die Kerze erloschen.
Wie feiert man also den Karfreitag?
Ich möchte Euch und Ihnen von einem Ehepaar erzählen, das sich genau diese Frage gestellt hat: Wie können wir unsere Wohnung so schmücken, dass es zur Passionszeit, zum Karfreitag passt?
Sie haben hin und herüberlegt und kamen schließlich auf die Idee, eine Dornenkrone in die Wohnung zu hängen. Am Waldrand schnitten sie Dornenzweige, Heckenrosen und anderes und brachten ihre Ausbeute dann zu einer Gärtnerin. Die Frau hatte sich bereit erklärt, daraus einen Kranz, eine Dornenkrone zu winden.
Eine Woche später konnten die beiden das Werk abholen: Eine Dornenkrone, so wie diese hier – nur schöner und regelmäßiger gewunden, aber ungefähr in der Art. So ein stacheliger Kranz, bei dem man nicht weiß, wie man ihn am besten anpacken soll.
Als die Gärtnerin dem Ehepaar den dornigen Kranz überreichte, da hatte sie Tränen in den Augen. Zunächst stockte sie etwas, dann aber sprudelte es aus ihr heraus.
Mit bloßen Händen hatte sie die Dornen geflochten. Sie hatte sich dabei die Hände blutig gestochen, aber die Dornenkrone war ihr dabei ganz wichtig geworden. Beim Biegen und Flechten der Zweige war ihr dieser Jesus, dem man eine solche Krone aufgesetzt hatte, nicht aus dem Sinn gegangen. Und auch ihr eigenes Leben war ihr bewusst geworden, all das, was tief in ihr rumorte, was sie glaubte, hinter sich gelassen, oder zumindest einigermaßen verdrängt zu haben, all das war mit Macht an die Oberfläche gekommen.
Vor 11 Jahren hatte sie geheiratet, beide hatten gespart und eine kleine Wohnung gekauft. Sie wünschten sich ein Kind, hofften sehnlichst darauf. Aber ihr Kinderwunsch blieb unerfüllt. Da begann es in der Ehe zu kriseln. Immer mehr. Die Streitereien häuften sich, beide hatten sich kaum mehr etwas zu sagen, gifteten sich nur noch an. Schließlich zog der Mann aus. Die Frau fiel in schwere Depressionen. Sie gab dann die Wohnung auf und zog weg. Vor gut einem Jahr hatte sie schließlich ihren Blumenladen eröffnet.
Es war ein Neuanfang für sie.
Und das Geschäft lief erstaunlich gut.
Aber das Vergangene war immer noch gegenwärtig. Und da, bei der Arbeit an diesem Dornenkranz, da kam das alles wieder hoch: Die Enttäuschung über das Ausbleiben der Kinder, die tiefe Verletzung, als ihr Mann sie verließ, das Scheitern der Ehe, die Angst vor neuen Depressionen.
Das alles kam hoch und sie spürte, dass das etwas zu tun hatte mit dem, was Jesu selbst erlitten hatte. Es war nicht eigentlich ein Gebet, das sie sprach, aber doch brachte sie alles, was sie bewegte, alles, was auf ihr lastete vor diesen Mann am Kreuz. Bei der Arbeit mit den Dornen schüttete sie ihm ihr Herz aus.
Und sie spürte, wie befreiend das war.
Als der Dornenkranz geflochten war, da waren zwar ihre Hände blutig zerstochen, aber innen drin fühlte sie sich seltsam erleichtert und befreit.
Kreuz und Dornenkrone, die Marterzeichen Jesu, wurden für diese Frau zu Symbolen des Lebens.
Karfreitag wurde für sie zum Lebensfest.

Und genau davon spricht auch unser heutiges Predigtwort aus dem Hebräerbrief. Ich lese einige Verse aus dem 9.Kapitel:
„Jesus Christus ist der Vermittler eines neuen Bundes. Sein Tod hat die Erlösung von den Übertretungen aus der Zeit des ersten Bundes bewirkt. Dadurch können alle, die berufen sind, das versprochene ewige Erbe erhalten.
Jetzt, am Ende der Zeiten, ist er ein einziges Mal erschienen. Und durch sein Opfer hat er die Sünde aufgehoben.
Bei den Menschen ist es ja ähnlich: Sie müssen nur einmal sterben und kommen dann vor das Gericht. Genauso wurde auch Christus nur einmal als Opfer dargebracht, um die Sünden der vielen wegzunehmen. Wenn er das zweite Mal erscheint, geht es nicht noch einmal um die Sünde. Das geschieht vielmehr, um alle zu retten, die auf ihn warten.“


Der Hebräerbrief spricht hier in einer Sprache, die uns heute nur schwer verständlich ist. Die Opferpraktiken, die damals am Tempel üblich waren, sind uns fremd. Auch dem Schreiber des Hebräerbriefs sind sie fremd und doch benutzt er ihre Gedankenwelt, um seine Botschaft auszudrücken. Es ist die Botschaft von Christus als dem Mittler des neuen Bundes. Und nur diesen einen Gedanken möchte ich hier herausgreifen.
Der Briefschreiber sagt: Mit Christus hat ein für allemal etwas Neues begonnen. Gerade dort in der dunkelsten Todesstunde am Kreuz, dort, wo alles zu Ende zu sein schien, gerade dort war ein neuer Anfang. Und darum enthält unsere christliche Predigt am Karfreitag immer schon einen Ausblick auf Ostern. Gottes Licht flammt gerade dort auf, wo die Welt am dunkelsten ist. Aus dem Balken des Kreuzes sprießt schon das neue Leben. Das Kreuz wird zum Lebensbaum.
Jesus Christus ging seinen schweren, seinen dornigen Weg bis zum Ende. Er ging ihn einsam, von allen verlassen, ging ihn in die totale Hoffnungslosigkeit. Aber gerade weil dieser eine dies auf sich nahm, weil dieser eine das alles erlitten hat, deshalb gibt es kein menschliches Leid, keine Not und keine Verzweiflung, die ihm fern wäre. An Jesu Kreuz können wir abladen, was uns das Leben schwer macht.
Aber dieses Abladen ist oft gar nicht so leicht. Für die Frau, die Gärtnerin, von der ich erzählt habe, da war das ein dorniger und schmerzhafter Vorgang, Die Arbeit mit den stacheligen Zweigen brachte bei ihr äußerlich sichtbar zum Ausdruck, was tief in ihr drin vorging. All die vergangenen Verletzungen und Enttäuschungen kamen in ihr hoch.
Sie waren eben noch nicht überwunden, waren immer noch schmerzhaft gegenwärtig.
Und diese Frau ließ sie zu, diese schweren Erinnerungen, versuchte nicht, sie zu unterdrücken. Sie versuchte nicht, krampfhaft auf andere Gedanken zu kommen, versuchte nicht, sich schnell mit etwas anderem abzulenken. Das war schwer und das war schmerzhaft, aber so konnte sie es abladen, so konnte sie es vor Christus bringen.
Damit war das Vergangene nicht einfach ausgelöscht, die Kränkungen und Verletzungen nicht ungeschehen gemacht. Aber jetzt konnte sie das tragen.
Das gehörte zu ihrem Leben, zu den Schattenseiten des Lebens, aber nur dort, wo Schatten ist, nur dort kann man das Licht sehen.
„Leben heißt Zeichnen ohne Radiergummi“, hat einmal jemand gesagt. Zeichnen ohne Radiergummi. Ich kann nichts mehr auslöschen, nichts ungeschehen machen, Ich muss lernen, damit zu leben, es zu akzeptieren, weil es zu meinem Leben gehört.
Und dazu will Jesus uns helfen. Dazu will es uns die Kraft geben. Er will es mit uns tragen, will sich mit uns verbünden.
Und darum feiern wir heute am Karfreitag auch das Heilige Abendmahl. Darin ist Christus uns ganz nahe, er verbindet sich mit uns. Er lädt uns ein, unsere schlechten Erfahrungen und Kränkungen, das, was uns belastet, bei ihm abzulegen. Er will sie mit uns teilen. Sie gehören zu unsere Leben, wir können sie nicht abschütteln. Sie gehören zu uns, wie ein Schatten.
Eine Geschichte erzählt von einem Mann, der einmal versuchte, seinen Schatten loszuwerden. Aber was er auch anstellte, es gelang ihm nicht. Er wälzte sich auf dem Boden, sprang ins Wasser, versuchte, über den Schatten wegzuspringen. Alles vergeblich.
Da meinte ein weiser Mann, der seine Geschichte hörte: „Das wäre doch so einfach gewesen, den Schatten loszuwerden!“ „Wieso einfach?“ fragten die Umstehenden neugierig, „was hätte er denn machen sollen?“
„Er hätte sich doch nur in den Schatten eines Baumes zu stellen brauchen!“
Das ist die Chance von Karfreitag, dass wir mit dem, was uns belastet, in den Schatten des Kreuzes Jesu treten. Dass wir es vor ihn bringen, es ihm anvertrauen.
Und daher haben wir tatsächlich allen Grund, den Karfreitag zu feiern. Denn die Dornenkrone ist nicht nur Zeichen des schmerzvollen Todes Jesu, sie ist auch ein Lebenszeichen. Aus spitzen Dornen können lebendige Blüten wachsen, so wie diese Rose hier (Rose in den Dornenkranz stecken).
Die Dornen sind scharf, sie stechen und können wehtun. Und doch trägt der Stängel eine volle, prächtig rote Blüte, Sie drückt das neue Leben aus, steht für Hoffnung und Freude.
So sind sie beide zusammen – Dornenkrone und blühende Rose ein Symbol für den Karfreitag, Schmerz und neues Leben sind in ihm vereinigt.

In diesem Sinne, liebe Gemeinde, lasst uns das heilige Abendmahl feiern!

AMEN
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Sonntag Reminiszere, den 25. Februar 2024
Pfarrerin Irene Maier

 

Kirche St. Bartholomäus Sommerhausen
Bildrechte Markt Sommerhausen
Wochenspruch:
„Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“
(Röm 5,8)

 

Predigttext: 4. Mose 21, 4-9
4 Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege 5 und redete wider Gott und wider Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste?
Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. 6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. 7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. 8 Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. 9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.

 

Liebe Gemeinde,
 
 „Durch die Wüste“, so könnte man den Teil der Mosebücher überschreiben, aus dem unser Predigttext stammt. „Durch die Wüste“ gewandert oder auf einem Kamel geritten, sind wohl die wenigsten von uns, aber wir haben eine Vorstellung davon: Hitze, trockenes, sandiges und steiniges Land, es fehlt an Wasser und Nahrung, kein Pfad, der Orientierung gibt…
„Durch die Wüste“ führte einst der Weg des Volkes Israel.
Voller Hoffnung auf ein Leben in Freiheit waren sie einst aufgebrochen und der Sklaverei in Ägypten entronnen.
Doch ihr Weg in die Freiheit ging nicht nur gradlinig, sondern kreuz und quer. Sie mussten den feindlichen Edomitern ausweichen und wurden scheinbar wieder rückwärts Richtung Schilfmeer geführt.
Sie mussten sich wieder eine neue Route suchen.
Kein Wunder, dass die Stimmung immer schlechter wurde.
Das Ganze zehrt an ihren Kräften. Erschöpft und ungeduldig fragen sich die Israeliten:
„Wozu das Ganze?“ „Wir können nicht mehr! Ach wären wir doch bloß in Ägypten geblieben!“ Verdrossen und verbittert richten sie heftige Vorwürfe gegen Gott und gegen Mose – nicht das erste Mal ist das so.
Wahrscheinlich kennen wir das alle auch. In jedem Menschenleben gibt es solche Durststrecken. Da kommt man irgendwann an den Punkt, wo man das Gefühl hat: Jetzt geht es nicht mehr weiter. Da kommt ein Schicksalsschlag nach dem anderen und irgendwann ist das Maß voll. Ich kann nicht mehr.
Nicht wenige leiden an „Burnout“, ihre Frustrationstoleranz ist überschritten.
Denken wir bloß an die vielen Mütter von Soldaten in der Ukraine, in Russland und im Nahen Osten, die sehnlichst darauf warten, dass der Krieg und all die Grausamkeiten endlich ein Ende finden. Frauen, die aus Angst um Ihre Männer an der Front oft in der Nacht kein Auge zubekommen.
Muss es in solch einer Situation nicht erlaubt sein, seine Not, seine Ängste zumindest laut hinauszuschreien: „Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr? Wozu das Ganze?“
Die Bibel kennt viele solche Situationen: Der Prophet Jeremia, der oft genug sein hartes Schicksal verflucht hat, die Klagepsalmen, in denen Menschen ihre Not vor Gott bringen und nicht zuletzt Jesus selbst, der sich im Garten Gethsemane zu Boden warf und voller Angst zu Gott gebetet hat.
Warum dann hier in unserem Predigtwort dieses harte Urteil Gottes über sein Volk, das murrt und klagt?
Warum reagiert Gott ausgerechnet hier so heftig?
Nun ich glaube nicht, dass Gott uns das Klagen verbietet – wie könnte er! Er weiß ja, wie befreiend es mitunter sein kann, einfach mal seinen Frust loszuwerden. Das tut der Psyche gut. Zu schimpfen, zu klagen. Das kann befreien und ist allemal besser, als alles immer nur hinunterzuschlucken.
Nein, darum geht es hier nicht.
Sondern hier geht es darum, dass die Israeliten mit ihrer Klage einen Schritt zu weit gegangen sind. Sie sind dabei, alles das zu zerstören und aufzugeben, was ihnen bisher das Leben bewahrt hat.
Sie haben all das Gute vergessen, was Gott ihnen geschenkt hat: Das Wunder der Rettung am Schilfmeer wird vergessen, und die Vergangenheit in Ägypten wird verklärt, wird schöngeredet. Sie reden von den „Fleischtöpfen“ Ägyptens und vergessen, dass diese Fleischtöpfe sehr wässrig waren, dass sie dort Sklaven waren und es ihnen richtig schlecht ging, dass sie geknechtet waren und bis aufs Blut gequält wurden.
Bei uns ist das ja manchmal auch so, dass die Vergangenheit verklärt wird: Früher war alles besser, sagen manche. Ja damals … Die Ewiggestrigen zum Beispiel, die die Schrecken der Nazizeit verleugnen und meinen: So schlimm war das alles gar nicht. Oder diejenigen im Osten die noch jahrelang nach der Wende meinten, dass in der DDR vieles viel besser gewesen sei. Diese Sehnsucht nach der Vergangenheit, die verhindert den Blick nach vorne, den Blick in die Zukunft Gottes.
Und so war es damals auch.
Gott hatte die Israeliten immer wieder geführt und bewahrt, hatte sie mit Nahrung versorgt: Wachteln und Manna – was das nun genau ist, dieses Manna, das ist bis heute nicht geklärt, vielleicht die Frucht eines Tamariskenbusches, der im Sinai recht häufig vorkommt.
Die Israeliten aber sind nicht zufrieden. Sie tun es als „Ekligen Fraß“ ab, obwohl sie damit überleben konnten in einer so lebensfeindlichen Wüstengegend! Sie aber wollen mehr, so wie wir immer mehr wollen und selten zufrieden sind mit dem, was wir haben.
Sie sagen sich von Gott los – und verlieren damit jeden Lebensschutz.
Die Giftschlagen, die es überall in der Wüste gibt, sie sind zugleich ein Symbol für das, was unser Leben bedrängt und bedroht, wenn wir schutzlos sind.
Wer keinen Halt hat im Leben, der ist den Stürmen des Alltags schutzlos ausgeliefert. Der ist diesen Schlangen ausgeliefert.
Die Israeliten klagen eben nicht nur zu Gott, sie sagen sich von ihm los und dieses Wegschauen von Gott das bedeutet letztlich den Tod.
Das ist wie im Straßenverkehr: Wer seine Augen nicht nach vorne richtet, der begibt sich und andere in Lebensgefahr. Wer zu oft in den Rückspiegel schaut, der verliert die Straße vor einem aus dem Blick und landet bestenfalls im Straßengraben.
Wer sein Ziel aus den Augen verliert, der verliert die Richtung im Leben.
Und das erkennen die Israeliten nun in der Katastrophe: Sie merken, dass sie das Ziel aus den Augen verloren haben. Manchmal, haben Schicksalsschläge und Rückschläge im Leben auch etwas Gutes: Man bekommt einen neuen Blick. Man denkt über manches ganz neu nach. Manchmal wächst und reift man auch dabei.
Unsere Geschichte endet damit, dass Mose ausgerechnet eine solche Giftschlage aus Kupfer bzw. Bronze anfertigt und an einer Stange befestigt. Wer zu ihr hochschaut, der überlebt. Übrigens ist ein Bild von dieser erhöhten Schlange auf unserer Kanzeltür zu sehen.
Auch das kann und muss man symbolisch deuten: Wer hoch schaut zum Himmel, wer nicht nur am Boden klebt und den Kopf in den Sand steckt, sondern wer auf Gott schaut, der soll leben.
Mit der ehernen Schlange setzt Gott ein Hoffnungszeichen gegen den menschlichen Zweifel. Er erinnert daran: Ich bin da, auch in der Wüste. Und darauf kommt es an. Der Gott des Lebens ist da, auch auf dem steinigen Weg mit Schlangen zu deinen Füßen.
Die Christenheit hat diese Geschichte von der „ehernen Schlange“ als Hinweis auf die Kreuzigung Jesu verstanden.
So heißt es im Johannesevangelium: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,14-15)
Wer auf Jesus Christus sieht, der soll trotz und in allem Leid Hoffnung haben.
Schau nach oben, schau aufs Kreuz und lass dich erinnern: Der Weg mit Gott geht weiter trotz Leid und Tod.  Gott ist da.  Der Tod setzt deinem Weg mit Gott kein Ende. Vielmehr gibt das Kreuz den Blick frei für Zeichen der Hoffnung mitten in der Wüste.
Wenn wir an die Soldatenmütter denken: Vielleicht können Menschen wie Nawalny und dessen Frau oder die Vielen, die Blumen zum Gedenken an seinen Tod niedergelegt haben, für sie zum Hoffnungszeichen werden.
Zeichen der Hoffnung mitten in der Wüste, es gibt sie auch heute, es gibt sie auch unter uns.

Amen
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Sonntag Estomihi, 11. Februar 2024
Pfarrerin Irene Maier

 

Kirche St. Bartholomäus Sommerhausen
Bildrechte Markt Sommerhausen
Wochenspruch:
„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lk 18, 31)

Thema der Predigt: Leben mit oder ohne Masken?

 

Liebe Gemeinde,

auf vollen Touren läuft dieser Tage das Faschingstreiben. In vielen Orten gibt es heute oder in den nächsten Tagen Umzüge mit aufwendig geschmückten Wagen. In den Straßen wird gelacht und gefeiert. Kinder wie Erwachsene verkleiden sich, tragen Masken, schlüpfen in verschiedenste Rollen. Faschingsstimmung, dem Alltag aus dem Weg gehen, für ein paar Tage aus der Pflicht und Gewohnheit herausbrechen, einmal ein ganz anderer sein, das wird dieser Tage ganz großgeschrieben. Bei uns ist der Frankenfasching in Veitshöchheim ein Muss, zumindest vor dem Bildschirm. Die MainPost hat ja wieder reich bebildert davon berichtet.
Für manche ist dieser ganze Trubel einfach zu viel, sie können wenig damit anfangen, andere sind vollauf begeistert und stürzen sich gerne ins Faschingsgetümmel.
Wie dem auch sei, an Aschermittwoch ist alles wieder vorbei, da fallen die Masken und Hüllen ab.
Doch liebe Gemeinde, machen wir uns nichts vor, an Aschermittwoch fallen zwar die Faschingsmasken, sie werden aber doch nur ausgetauscht gegen die Masken des Alltags. Auch im Alltag tragen wir Masken, wenn auch ohne Schminke und Kostüme. Da nehmen wir Rollen ein, manchmal unterschiedliche im Laufe eines Tages: Die Rolle als Ehefrau und Mutter, die Rolle im Beruf und im Freundeskreis, als Kollegin in der Schule.
Wie erleben wir dieses Rollenspiel im Alltag?
Von mir persönlich kann ich sagen: Als Ehefrau kann ich mich natürlich ganz anders geben, als in der Lehrerin-Rolle. So kann ich, wenn ich nach Hause komme, meinem Mann gegenüber ganz andere Dinge erzählen, die ich sonst keinem sagen würde.
Wenn ich meine Mutter besuche, bin ich wieder in der Rolle der Tochter. Natürlich ist es nicht ganz genauso wie zu alten Zeiten in der Kindheit. Doch so ganz aus dieser Rolle in meiner Familie komm ich nicht heraus.
Und unter Freundinnen kann ich mich lockerer und persönlicher geben als ich das z.B. unter Kolleginnen tun kann.
In meinem Beruf als Pfarrerin trag ich wieder eine andere, ganz besondere Rolle, die mit viel Verantwortung verbunden ist und da gehört es auch dazu, gewisse Distanz zu wahren.
Es sind unterschiedliche Rollen, die ich in meinem Leben spiele und ich denke, dass es Ihnen da ähnlich geht.
So tragen wir im Leben immer wieder Masken, spielen Rollen, mal mehr, mal weniger.
Ich frage mich: Ist das eigentlich gut oder eher schlecht?
Je mehr ich drüber nachdenke, merke ich: Die Frage kann ich nicht eindeutig beantworten. An beidem ist etwas dran.
Masken tragen hat ‚was Positives, aber auch etwas Negatives. Positiv ist für mich:
Ich kann mich hinter einer Maske verbergen, sie kann mir Schutz geben. Es gibt schließlich Situationen, da ist es gut, wenn ich das was ich gerade denke und fühle, mein Innerstes dahinter schützen kann. Manchmal wäre ich froh, eine Sonnenbrille zu tragen, um dahinter meine verweinten Augen zu verbergen.
Doch nun zum Negativen:
Wer dauernd eine Maske trägt und andauernd Rollen spielt, der verliert sich selber ziemlich schnell. Der ist dann nicht mehr er selber oder sie selber.
Im Grunde sind wir dann wie ein Chamäleon. Sie kennen wahrscheinlich dieses Tier. Es ist eine Echse, die ihre Körperfarbe sehr schnell ändern kann. Es passt sich dauernd der Umgebung an. Das ist ein natürlicher Schutz vor Feinden. Das ist gut für das Chamäleon. Bei uns Menschen hingegen ist das überhaupt nicht gut, wie ein Chamäleon zu sein. Das wäre gar nichts Natürliches. Wenn ich mich wie ein Chamäleon verhalte, dann verliere ich doch gerade meine Natürlichkeit, das, was mich authentisch macht, das, was ich eigentlich bin. Dann passe ich mich nämlich andauernd nur meiner Umgebung an. Dann versuche ich vielleicht allen Erwartungen gerecht zu werden. Dann will ich vielleicht allen Ansprüchen genügen, die an mich gestellt werden. Aber ich bin dann gar nicht mehr ich selbst!
Von Ödön von Horvath stammt der Satz, “Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur selten dazu“.
Ja warum kommen wir nur selten dazu, wir selbst zu sein, echt zu sein? Warum tragen wir so oft eine Maske?
In jedem von uns steckt die Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe.
Weil wir oft nicht glauben, dass man uns akzeptiert und anerkennt, so wie wir wirklich sind, versuchen wir lieber dem zu entsprechen, was gesellschaftlicher Konsens ist und von uns erwartet wird. Wir benutzen Masken, weil wir manchmal nicht die Kraft haben, wir selbst zu sein.
Was aber gibt uns Mut, wahrhaftig zu sein?
Wie gut, dass uns hier der christliche Glaube eine Hilfe und Stütze sein kann. Die Bibel spricht von Gott als einen, der mir Mut macht, mich so zu sehen, wie ich wirklich bin. Denn es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht gewollt hat – heißt es in der Weisheit Salomonis. Gott hat uns geschaffen, er kennt uns durch und durch. Vor ihm dürfen wir sein wie wir sind, ganz ohne Maske, ohne Rollenspiel.
Die Menschen in der Bibel, die auf Gott vertraut haben, haben das auch gewusst und dementsprechend ihr Herz vor Gott geöffnet und alles ausgeschüttet, was in ihrem Herzen war: Ihre Ängste, ihre Traurigkeiten, ihren Ärger, ihre Wut, ihren Hass, ihre Liebe, ihre Begeisterung und vieles mehr. Gerade in den vielen Psalmen der Bibel wird das so deutlich. Und das Ganze wurde von dem tiefen Vertrauen getragen: Gott kennt mich. Er sieht, wie ich bin, nicht nur, wie ich sein möchte, wie meine Mitwelt mich haben möchte, oder was sie aus mir gemacht hat. Nein, Gott nimmt mich an, so wie ich vor ihm dastehe.
An einem Psalm wird dieses tiefe Gottvertrauen besonders deutlich - das ist einer meiner Lieblingspsalmen - Psalm 139.
Ich lese daraus einen Teil vor:
‚HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen‘.

 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.‘
Der Psalm macht auf wunderbare Weise deutlich:
Gott kennt uns, noch tiefgehender, als wir uns selbst kennen. Er weiß, wie es in uns aussieht. Er weiß auch, wo wir besonders verletzlich sind.
Und dabei sieht er uns freundlich an und hält schützend seine Hand über uns.   
Mit dem Psalmbeter dürfen wir uns jederzeit Gott anvertrauen. Gott, der uns trotz aller Fehler und Schwächen annimmt, bringt uns auf einen Weg, der gut für uns ist und Zukunft hat.
Für mich ist das eine sehr befreiende Zusage: Weil Gott schon längst ja zu mir gesagt hat, kann ich auch zu mir selber ja sagen.
Ich kann meine Masken, die ich dauernd trage auch einmal fallen lassen. Ich kann offen und ehrlich zu dem stehen, was ich denke und wer ich eigentlich bin.

Amen
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
am 04. Februar 2024 - Sexagesimae
Pfarrer Jochen Maier

Kirche St. Bartholomäus Sommerhausen
Bildrechte Markt Sommerhausen
 
Predigttext: Markus 4,26-29 (Reihe nF VI)

 

Liebe Gemeinde,
Jahr für Jahr freue ich mich, wenn ich im Pfarrgarten die ersten Schneeglöckchen entdecke. Und das war letzte Woche wieder soweit. Sie sind für mich wunderbare Hoffnungszeichen, Boten des kommenden Frühlings. Für die Schneeglöckchen kann ich nichts. Die habe ich nicht gepflanzt. Die vermehren sich einfach so, kommen einfach und das ist wunderbar.
Manche Dinge im Leben muss man einfach geschehen lassen.
Davon erzählt uns Jesu in dem kurzen Gleichnis, das uns heute aufgegeben ist:
Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Nun wissen wir alle, dass es mit dem Getreideanbau nicht so einfach ist. Mit ein bisschen Samen aufs Land streuen ist es ja nicht getan. Da muss zuvor der Acken vorbereitet werden und auch später braucht es Pflege, wenn das Unkraut nicht Überhand nehmen soll. Das weiß Jesus natürlich auch. Er ist ganz gewiss kein weltfremder Träumer und wenn die meisten seiner Gleichnisse und Bilder aus der Landwirtschaft stammen, dann geschieht das mit gutem Grund. Die ersten Christinnen und Christen waren eben keine Städter, wie später beim Apostel Paulus, sondern das waren Menschen vom Lande.
Und Jesus weiß wovon er spricht.
Und auch heute noch ist wahr, was wir am Erntedankfest mit den Worten von Matthias Claudius singen: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“
Nun aber geht es Jesus hier nicht um eine Lehrstunde in Sachen ökologischer Landbau, sondern es geht ihm ums Reich Gottes, es geht um Gottes neue Welt, darum, dass Gottes Wille sich durchsetzt, dass Frieden wird und Gerechtigkeit herrscht.
Jesus sagt nicht, dass wir einfach die Hände in den Schoss legen sollen, absolut nicht, schließlich verteilt sich der Same im Gleichnis ja auch nicht von allein, aber Jesus mahnt uns zur Geduld. Und die fehlt uns oft, zumindest muss ich das von mir selbst sagen.
Sich in Geduld zu üben ist oft sehr schwer.
Ich denke an einen Religionslehrer. Seine Frau und er haben ein Kind, einen Sohn, Tobias heißt er. Es liegt ihnen sehr am Herzen, dass auch Tobias zu einem lebedigen Glauben findet, einen Halt im Leben hat. Beide bemühen sich, das Pflänzchen des Glaubens in ihm zum Wachsen zu bringen. Von klein auf erzählen sie ihm Geschichten aus der Bibel, beten mit ihm, gehen in die Familienkirche. Aber die Beziehung zu ihm wird immer schwieriger. Die Eltern leiden darunter. Bei der Konfirmation scheint noch alles in Ordnung, aber zwei drei Jahre später, nach unzähligen Diskussionen und seiner Weigerung, am Heiligen Abend mit den Eltern in den Gottesdienst zu gehen, da bricht es aus ihm heraus: „Lasst mich doch in Ruhe. Merkt ihr denn nicht… ich bin Atheist! Ich glaub nicht dran!“
Für die Eltern bricht eine Welt zusammen.
Aber sie können es nicht ändern. Es liegt nicht in ihrer Hand. Sie können den Glauben nicht machen - bei sich nicht und beim Sohn erst recht nicht.
Vielleicht ist aber gerade das das Evangelium, die gute Nachricht in dieser Geschichte, in diesem Gleichnis Jesu: Es liegt nicht in des Menschen Hand, sondern in Gottes Hand, dass die Saat aufgeht und dass Gottes Reich wächst.
Dieses kurze Gleichnis ist wie eine wunderbare Gegengeschichte zu den vielen Erfahrungen, die Menschen immer wieder machen. Gottes Reich wird kommen, wie von selbst, sagt Jesus. Auch wenn die Wirklichkeit oft einen ganz anderen Eindruck erweckt. Gottes Reich kommt.
So war es dann auch bei diesem Tobias. Einige Jahre später, als er längst sein Abitur hatte, zum Studium von zu Hause weggezogen war und nach längerer Zeit mal wieder daheim bei seinen Eltern war, da sprach die Familie abends am Küchentisch über die Entwicklung in der Gesellschaft, über den Werteverfall und da meinte Tobias plötzlich: „Wir als Christen müssen viel deutlicher zu dem stehen, was wir glauben…“
Wir als Christen.
Offenbar war da bei ihm wie von selbst etwas gewachsen.
Die Saat war aufgegangen.
Das Reich Gottes keimt manchmal ganz klein, dass man es erst suchen muss zwischen all den anderen Dingen, die da großwerden.
Wir haben es nicht in der Hand und das ist gut so.

Mir ist das ein Trost, wenn ich zum Beispiel aus einer Konfirmandenstunde gehe und das Gefühl habe, dass das, was mir selbst auf der Seele brennt und wichtig ist, dass das nicht richtig rübergekommen ist, dass mir die richtigen Worte, die richtige Idee gefehlt haben. Dann tröste ich mich mit dem Gedanken: Ich kanns nicht machen, ich kann den Glauben der jungen Menschen nicht herausholen, das kann nur Gott allein.
Da gibt es eine schöne Geschichte vom schwäbischen Pfarrer Johann Christoph Blumhardt. Anfang der 1840er Jahr betreute er eine junge Frau aus seiner Gemeinde in der Seelsorge. Sie wurde von unerklärlichen Beschwerden geplagt, litt an Krämpfen, hörte Stimmen. Heute würde man sagen: Sie hatte eine psychosomatische Krankheit. An Weihnachten 1843 wurde sie geheilt. Blumhardt beschrieb das in seinem Bericht an den Stuttgarter Oberkirchenrat als „Geisterkampf“, die junge Frau rief aus: „Jesus ist Sieger!“
Die Nachricht von der Heilung verbreitet sich rasant und Unzählige pilgerten regelrecht zu Blumhardt nach Möttlingen in den Vorschwarzwald. Dem Oberkirchrat war das gar nicht recht. Blumhardt aber ließ sich nicht aufhalten und kaufte das heruntergekommene Kurhaus in Bad Boll und baute das zu einer Art Seelsorgezentrum aus. Gäste aus ganz Europa kamen zu ihm.
An der Fassade des Kurhauses stehen bis heute zwei Buchstaben: W und P für Wilhelm I, König von Württemberg und seine Frau Pauline. Blumhardt hat die beiden Buchstaben anders übersetzt: W für warten und P für pressieren, also schwäbisch für „sich beeilen“.
Warten und Pressieren, das ist es, was auch der Sämann tut: Zur rechten Zeit handeln und dann den Dingen ihren Lauf lassen. Blumhardt wusste: Das Reich Gottes hängt nicht von uns ab. Wir können es nicht herbeizwingen, aber das, was in unserer Macht steht, das dürfen und das sollen wir tun, ehrlich und aufrecht und so gut wir es eben können mit unseren manchmal sehr bescheidenen Mitteln.
In einer Zeit, in der Ungeduld schon fast als Tugend gilt, in einer Zeit, in der keiner mehr warten kann, da kommt die Geschichte vom Sämann gerade recht. Von diesem Sämann können lernen, dass beides zum Leben gehört: Arbeit und Ruhe, Geduld und gelassene Aufmerksamkeit für das, was geschieht. Den Dingen ihren Lauf lassen und dann eingreifen, wenn es notwendig ist.
Vor allem aber brauchen wir die Hoffnung, dass das wirklich Entscheidende immer wieder von Gott her geschieht, auch ohne unser Zutun, manchmal sogar gegen unser Handeln. Dazu gehört auch die Hoffnung, dass Gott seine Kirche nicht fallen lässt, auch wenn so vieles falsch läuft.
Darauf lasst uns hoffen, in Jesu Namen.

AMEN

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Gottesdienst mit Taufe
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den 3.S.n.Epiphanias – 21. Januar 2024
Pfarrer Jochen Maier

 
Kirche St. Bartholomäus Sommerhausen
Bildrechte Markt Sommerhausen
Wochenspruch:
"Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden,
die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes." Lk 13,29
 
Predigttext: 2. Könige 5,1-19a

 

 

Liebe Gemeinde,

die Bibel ist voll von spannenden und großartigen Geschichten. Sie enthalten eine große Portion Lebensweisheit und erzählen von Menschen, die Gottes Spuren in ihrem Leben erfahren haben.
Eine solche Geschichte ist uns heute als Predigtwort aufgegeben. Sie steht in 2.Könige 5 und weil sich Geschichten eher zum Erzählen als zum Vorlesen eignen, möchte ich sie heute vor allem erzählen.
Die Hauptrolle in dieser Geschichte spielt ein General. Naeman heißt er. Er ist der Oberbefehlshaber des syrischen Heeres. Die rechte Hand des Königs, einer, der es gewohnt ist zu befehlen.
Er hat sein Leben im Griff, ist ganz oben auf der Karriereleiter. Alles läuft prima, wie am Schnürchen, beruflich und auch privat.
Oder eigentlich: Fast alles. Denn da gibt es ein „Aber“ in diesem Leben, das nach außen so toll und erfolgreich wirkt.
So ist es ja oft im Leben: Irgendwo gibt es so ein „aber“. Einen dunklen Fleck, etwas, was eben nicht so rund und gut läuft. Das kennen wir von anderen und das kennen wir vielleicht auch von uns selbst.
Bei Naeman hat es ganz harmlos angefangen. Irgendwann hat er auf seiner Haut einen roten Fleck entdeckt. Es hat gejuckt, aber es war nicht weiter schlimm. Wahrscheinlich hat er gar nicht mehr dran gedacht, bis der Ausschlag immer schlimmer wurde und sich auch nicht mehr verbergen ließ. Und auch das Jucken wurde immer lästiger und hat ihm schließlich den Schlaf geraubt. Naeman musste nun nicht nur das Jucken und die Schmerzen ertragen, sondern auch den Spott der Mitmenschen. „Dieser Mann war aussätzig“ heißt es in unserer Geschichte und in der Sprache der Bibel ist das eine Sammelbezeichnung für ganz verschiedenen Hautkrankheiten. Lepra hat wohl noch nicht dazu gehört, das brachte erst Alexander der Große in den Vorderen Orient, so habe ich gelesen.
Wer an Aussatz erkrankt war, der war ausgestoßen. Wer hat schon Respekt vor einem General, der sich ständig kratzen muss und keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, weil er keinen Schlaf mehr findet?
„Was habe ich getan, dass die Götter mich so strafen?“ So fragt Naeman immer wieder. Ich stelle mir vor, wie er von einem Arzt zum anderen rennt, seine Hoffnung auf irgendwelche Wunderheiler setzt und denen sein Geld hinterherträgt. Was tut man nicht alles, wenn man verzweifelt ist.
Hilfe für den kranken Mann kommt dann von einer unerwarteten Seite, nämlich von einer israelitischen Sklavin, die in seinem Haus arbeitet. Sie wurde nach einem Feldzug verschleppt und tat hier nun fern der Heimat ihren Dienst. Offenbar wurde sie nicht schlecht behandelt, sonst hätte sie dem General kaum diesen Tipp gegeben.
„Hör mal“, sagt sie, „Da gibt es in meiner Heimat im Bergland von Samaria einen Gottesmann mit Namen Elisa, der kann die vielleicht helfen!“
Ja, manchmal kommen gerade von denen die besten Ideen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte! Oft sind es die scheinbar Unbedeutenden, die den Stein ins Rollen bringen.
Naemann jedenfalls trifft sofort seine Reisevorbereitungen. Er will allerdings nicht als Privatmann reisen, sondern als Abgesandter seines Chefs würde er direkt an den israelitischen Königshof ziehen. Immer gleich in der Chefetage vorsprechen, das ist seine Devise. Und das Gold und Silber, das seine Lasttiere mitschleppen, das würde ihm schon die entsprechenden Türen öffnen, davon ist er überzeugt.
Naeman ahnt noch nicht, dass er mehr als einmal von seinem hohen Ross würde heruntersteigen müssen!
Als nun der König von Israel das Empfehlungsschreiben seines syrischen Kollegen liest, da bekommt er einen Wutabfall: „Ich bin doch kein Gott, dass ich einen Kranken heilen könnte!“  Er vermutet wohl eine syrische Provokation.
Naeman musste erkennen, dass mit Macht und Geld eben nicht alles zu haben ist. Und um ein Haar wäre die Geschichte hier schon zu Ende.
Aber der Mensch denkt und Gott lenkt.
Der Prophet Elisa hört von dem diplomatischen Eklat und lässt Naeman zu sich rufen.
Und dort wartet nun schon die nächste Lektion in Sachen Demut auf den großen General. Mit seiner Staatskarosse hält er vor dem unauffälligen Häuschen, in dem der Prophet wohnen soll. Aber der Empfang ist bescheiden: Kein roter Teppich, keine Ehrenformation, der Prophet schickt seinen ärmlich gekleideten Gehilfen und lässt Naeman ausrichten: „Geh und wasch die siebenmal im Jordan, so wird dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden!“ Da geht Naeman nun fast durch die Decke! Ja weiß denn dieser Kerl nicht, mit wem er es hier zu tun hat? Und in dieser Drecksbrühe soll ich eintauchen? Bei mir daheim in Syrien gibt’s anerkannte Heilquellen, die hab‘ ich alle abgeklappert! Will der mich zum Narren halten? Der soll mich kennenlernen!
Nur auf inständiges Zureden seiner Begleiter hin lässt Naeman sich erweichen. Erst ganz langsam gerät beim erfolgsverwöhnten Machtmenschen etwas in Bewegung. Man kann‘s ja mal probieren, denkt er sich. Er braucht Zeit, um sich auf das Wagnis des Glaubens einzulassen.
Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er wurde rein.“ So heißt es da.
Als Naeman aus dem Wasser steigt, da ist er ein anderer. Das Wasser des Jordans hat ihn nicht nur von seiner Hautkrankheit gereinigt, sondern auch seinen Hochmut abgewaschen und er erkennt, wem er seine Heilung verdankt.
Er begreift: Meine Hilfe kommt allein von dem Gott, der Himmel und Erde gemacht hat!
Der General hat gelernt: Um dein Leben zu gewinnen, musst du dich auf Neues, auf Unvertrautes einlassen. Dein Geld, dein großer Name, deine Macht, deine Empfehlungsschreiben, die nützen dir da gar nichts, vor Gott bist du nur ein einfacher Mensch.
Vor Gott sind wir alle gleich.
Er läßt sich durch Äußerlichkeiten nicht blenden. Er schaut auf dein Herz.
Aber der Lernprozess, durch den Naeman hindurch muss, geht noch weiter. Er will das Gold und das Silber, das er dabei hat, Elisa schenken. Aber der lehnt ab und erklärt ihm, dass nicht er es war, der ihn geheilt hat, sondern Gott allein.
Die Befreiung zum Leben kann man mit Geld nicht bezahlen und sei es noch so gut gemeint.
Dafür hat Naeman nun eine seltsame Bitte: Er möchte ein paar Säcke Erde mit nach Hause nehmen. Vielleicht will er darauf daheim einen Gebetsplatz einrichten, vielleicht will er auch einfach etwas mitnehmen, was ihn immer wieder erinnert an das Wunder seiner Lebenswende. Er ahnt wohl, dass es nicht leicht sein wird, den neuen Glauben daheim im Alltag zu leben und zu bekennen. Naeman ist Soldat und kein Schwärmer. Er ahnt die Schwierigkeiten, die auf ihn zukommen werden.
Bei den schiitischen Muslimen, so habe ich vergangene Woche gelernt, da gibt es so etwas ähnliches auch, da gibt es Gebetssteine, „Mohr“ genannt, die aus gepresster Erde aus Kerbela sind, darauf beten sie. Sie beten auf der Erde aus Kerbela so wie Naeman auf der Erde aus Samarien.
Manchmal tun uns solche äußerlichen Zeichen gut, die sind nicht heilsnotwendig, aber sie helfen uns, uns auf das zu besinnen, was Halt gibt im Leben. Die Nähe des lebendigen Gottes hängt nicht an solchen äußeren Zeichen, aber unser Glaube lebt nicht nur vom Verstand, da gehören Herz und Hand dazu.
Da können wir oft sehr nüchternen Protestanten von den Katholiken lernen und haben das auch getan.
Wenn wir nachher Josefines Taufkerze hier an der Osterkerze entzünden werden, dann ist das auch so ein äußerliches Zeichen, das Josefine später, wenn sie größer ist, an ihre Taufe erinnern kann.
Aber zurück zu Naeman. Elisa weiß, dass sich sein Glaube im Alltag wird bewähren müssen. Er gibt ihm keine klugen Ratschläge, keine Ermahnungen mit auf den Weg. Sondern er sagt ganz einfach: Zieh hin in Frieden!
Von hohen Ross des Befehlshabers bis hinab ins Wasser des Jordans, das war für Naeman ein mühevoller Weg. Er hat Demut gelernt und Vertrauen gewonnen, Vertrauen in Gott. So konnte er wirklich heil werden und in Frieden heimkehren. So konnte er seinen Weg gehen. Konnte aufatmen und leben. Und davon singen wir nun.
 
AMEN
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den 2. Sonntag nach Epiphanias, 14.01.2024
Pfarrerin Irene Maier

 

Kirche St. Bartholomäus Sommerhausen
Bildrechte Markt Sommerhausen
Wochenspruch:
„Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Johannes 1,16
Predigttext: Hebräer12, 12-18, 22-25a

 

12 Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie 13 und tut sichere Schritte mit euren Füßen, dass nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. 14 Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die nie-mand den Herrn sehen wird, 15 und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel auf-wachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie verunreinigt werden; 16 dass nicht jemand sei ein Hurer oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen sein Erstgeburtsrecht verkauf-te. 17 Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte. 18 Denn ihr seid nicht zu etwas gekommen, das man anrühren konnte und das mit Feuer brannte, nicht zu Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter.
22 Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zur Festversammlung 23 und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten 24 und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut. 25 Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.

 

Liebe Gemeinde,
 
mein Mann und ich, wir wandern gerne in den Bergen. Manchmal in einer Gruppe oder auch zu zweit. Das ist ein guter Ausgleich zu unserer Arbeit im Pfarrberuf.
Wenn ich zurückdenke waren da auch anspruchsvolle Touren mit durchaus steilen Passagen dabei. Da kam es schon auch vor, dass nach einem steilen Stück Aufstieg die Muskeln gezogen haben, ein Gelenk angeschwollen ist und die Beine bleischwer geworden sind und ich mich dann insgeheim gefragt habe, ob sich dieser strapaziöse Weg überhaupt lohnt?
Manchmal hab‘ ich sogar überlegt, abzubrechen und einfach wieder umzukehren. Was hab‘ ich denn davon, wenn ich ausgepowert bin und mich nur noch hochquäle?
Es ist doch nur vernünftig, auf seine Kräfte zu achten und sich nicht zu überfordern. Rechtzeitig eine Pause machen, kann in gewissen Momenten sogar überlebenswichtig sein.
Es gibt allerdings auch Situationen, in denen der Rückweg länger und kraftraubender ist als die verbleibende Strecke zum Ziel. Dann aufzugeben wäre, besonders wenn die Füße schon brennen und die Kräfte weniger werden, die falsche Entscheidung. Außerdem, wer die Wandertour dann abbricht, der bringt sich auch noch um den Lohn des ganzen Weges, um die Aussicht am Gipfel und um das gute Gefühl, es geschafft zu haben und sich in einer urig gemütlichen Hütte erholen und entspannen zu können.
Was hilft in solch einer Situation?
Wie gut, wenn dann jemand da ist, der Mut macht zum Weiterge-hen und sagt: "Es ist nicht mehr weit! Bald ist es geschafft! Los, noch einmal alle Kräfte mobilisieren! Das schaffen wir!"
"Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie." Das ist auch so ein Aufruf, eine Aufmunterung, nicht kurz vor dem Ziel aufzugeben, sondern weiterzugehen auf dem Weg.
Was für Menschen auf Wanderwegen gilt, das lässt sich in mancher Hinsicht auch auf Menschen auf Glaubenswegen übertragen.
Wenn es im Leben nicht immer nur eben und gradlinig vorangeht, wenn steile Herausforderungen zu bewältigen sind oder der Weg in ein tiefes Tal hinabführt, dann kann der Glaube müde werden. Das Gottvertrauen scheint uns manchmal aus den Händen zu gleiten wie Sand der durch die Finger rieselt. Dann ist meist von der Nähe und vom Beistand Gottes wenig zu spüren. Und so werden Christen und Christinnen müde. Das große Ziel gerät aus dem Blick.  
Oft sind da Enttäuschungen, tiefe Wunden, die Leib und Seele schmerzen, sodass für manche nur noch Rückzug und Rückkehr angesagt sind: In die eigenen vier Wände, in das, was im Alltag zu bewältigen ist. Für mehr scheint die Kraft nicht zu reichen.
Im Hebräerbrief ist Esau der Inbegriff eines solchen müden Gläubigen. Während sich sein Bruder Jakob zu Hause aufhielt und eher leichtere Arbeiten erledigte, musste Esau richtig anpacken. So kommt er geschafft von der Arbeit nach Hause. Die Glieder tun ihm weh, der Magen knurrt. In solchen Momenten stehen Glauben und Gott nicht an erster Stelle. Essen muss auf den Tisch und in den Magen und zwar sofort. Dafür schenkt Esau dann auch einmal unbedacht den zu erwartenden Erstgeburtssegen her.
Sind wir dem Esau nicht manchmal sehr ähnlich? Wie oft schieben sich Alltagssorgen vor unseren Blick auf Gott? So viel anderes ist zu erledigen und zu bedenken. Die immer komplexer werdende Welt nimmt uns so sehr in Beschlag, dass die verbleibende Kraft für so viele andere Aufgaben reichen muss. Was vor Augen steht hat oberste Priorität: Freuden und Sorgen und die kleinen Ziele, die es zu erreichen gilt.
Ich denke, das alles ist nur allzu menschlich und nachvollziehbar. Doch wirklich Wichtiges und Wesentliches kann dabei aus dem Blick geraten. Der Blick für das, was wirklich gut ist für mich und für mein Leben, der kann so leicht verstellt werden.
Drum gilt es immer wieder zu fragen: Wie bekomm ich den Blick wieder frei für des Wesentliche? Trotz aller Müdigkeit, die mich immer wieder überfallen kann und mich an meine Grenzen stößt, wie gerät Gott wieder in mein Blickfeld?
Der Hebräerbrief macht es uns da nicht leicht, er mutet uns zunächst einiges zu. Er ermahnt uns eindringlich, wie wir im Predigtabschnitt gehört haben: "Jagt dem Frieden nach... und der Heiligung!", "Seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume!" Das klingt schon sehr drohend mit erhobenen Zeigefinger. Doch keiner wird sich mit Druck und Drohung für den Glauben an Gott gewinnen lassen. Das hat noch nie funktioniert.
Wer einen ausgepowerten Wanderer auch noch unter Druck setzt, immer nur ermahnt und sagt: "Jetzt reiß dich doch zusammen und geh einfach weiter!", der wird nicht viel bewirken und den Wanderer nur noch mutloser machen.
Anders hingegen wenn ihm einer den schönen Ausblick mit herrli-chem Panorama vor Augen malt. Dann klingt die Aufforderung weiterzugehen gleich ganz anders.
Deshalb ist es wichtig zu sehen, dass die Mahnungen im Hebräerbrief nicht isoliert stehen, sondern verbunden sind mit einer guten Aussicht und einem tragfähigen Versprechen. Erst die gute Aussicht, die Verheißung, die der Weg hat, lässt auch die Mahnungen in einem andern Licht dastehen.
Am Ende des Predigttextes ist die Aussicht beschrieben, die sich dem bietet, der mit Gott unterwegs ist: Unzählig viele Menschen feiern ein Fest. Herzhaftes Lachen und Singen ist schon von weitem zu hören. Himmel und Erde sind verbunden. Der Tod ist überwunden. Gott selbst schafft Recht, bringt alles zurecht und bringt zu einem guten Ende, was Unrecht ist. Das ist allemal ein Grund zum Feiern. Denn der gekreuzigte und auferstandene Christus steht für Vergebung und Versöhnung. Das ist das bleibende neue Miteinander zwischen Gott und uns Menschen, dass er uns nicht unsere Schwachheit und Gottvergessenheit vorhält, sondern sie uns vergibt. Er treibt die Müden nicht an, doch endlich schneller zu gehen, sondern sein Heiliger Geist schenkt uns Kraft. Mit dieser Kraft stärkt er unsere müden Hände und gibt unseren wankenden Knien wieder die nötige Stabilität.
 "Los, noch ein bisschen weiter auf dem Weg. Bald ist es geschafft!" Das können wir uns gerne sagen lassen, weil der, der es uns das zuruft auch die Kraft geben wird, weiterzugehen und ans Ziel zu kommen.
Das andere, was uns das Predigtwort noch auftut ist, dass es heißt: "Ihr seid (schon) gekommen zum Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem." Es heißt ja nicht "ihr werdet kommen“, sondern „Ihr seid schon angekommen“. Für Menschen, die Gott vertrauen, ist in gewisser Weise der Weg schon das Ziel. Ich darf jetzt schon mit ihm rechnen. Vielleicht ruft mir morgen auf meiner Wanderung einer oder eine zu: „Komm, wir schaffen es gemeinsam, du brauchst das schwere und steile Stück nicht allein zu gehen!“ Ein stärkendes Wort, eine freundliche Geste, kleine Ausblicke, ja sie werden mir und dir schon heute gewährt. Und sie geben uns zu verstehen:
Gott ist schon alle Tage bei uns, er stärkt uns auch in müden Zeiten und führt uns zum Ziel.
Darauf lasst uns vertrauen.
Amen
 
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