Gottesdienst am 26.04.2020



Andacht für Sonntag „Misericordias Domini“ oder Hirtensonntag - 26. April 2020
Pfarrer Jochen Maier

 

Wochenspruch: "Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Lebe."
Johannes 10,11a.27-28a20

Psalm 23:
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen
mein Leben lang, und ich werde bleiben im
Hause des HERRN immerdar.
AMEN

Predigttext: 1.Petrus 2,21b-25
Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.
Ihr wisst: »Er hat kein Unrecht getan; nie ist ein unwahres Wort aus seinem Mund gekommen.«
Wenn er beleidigt wurde, gab er es nicht zurück.
Wenn er leiden musste, drohte er nicht mit Vergeltung, sondern überließ es Gott, ihm zum Recht zu verhelfen.
Unsere Sünden hat er ans Kreuz hinaufgetragen, mit seinem eigenen Leib.
Damit sind wir für die Sünden tot und können nun für das Gute leben.
Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden!
Ihr wart wie Schafe, die sich verlaufen haben;
jetzt aber seid ihr auf den rechten Weg zurückgekehrt und folgt dem Hirten, der euch leitet und schützt.
AMEN

 

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Liebe Gemeinde,

als Schafe werden wir im heutigen Predigtwort angesprochen, denn das Bild vom guten Hirten und den Schafen sagt ja, dass Jesus der Hirte ist und wir seine Schafe.
Wie ein Kompliment klingt das zunächst einmal ja nicht. Wenn jemand zu mir: „Du Schaf!“ sagt, dann ist das nicht gerade ein Kompliment. Schafe haben nicht gerade den Ruf, besonders intelligent zu sein, wobei das so nicht stimmt. Ich habe gelesen, dass in England beobachtet wurde, wie Schafe auf der Seite liegend einen drei Meter breiten Gitterost überwunden haben – eigentlich also ziemlich schlau, diese Tiere. Außerdem heißt es, dass Schafe ein sehr gutes Gehör haben und aus über 100 Männerstimmen genau die Stimme ihres Hirten, ihres Schäfers heraushörten. Diese Stimme kennen sie und der folgen sie auch.
Als ich vor über 25 Jahren hier in Sommerhausen und Eibelstadt als junger Vikar tätig war, da durfte ich auch noch den alten Sommerhäuser Schäfer Karl Kopperberg kennenlernen. Ich weiß noch gut, als ich ihn das erste Mal traf, ein wirklich faszinierender Mensch!
Ich war mit dem Fahrrad oben Richtung Zeubelrieder Moor unterwegs und da traf ich ihn mit seiner Schafherde. Verstanden habe ich ihn zunächst kaum, sein breiter Sommerhäuser Dialekt kam mir damals irgendwie ausländisch vor – aber ein Bonbon habe ich von ihm bekommen!

Das Bild vom Hirten, vom Schäfer und seiner Herde hat auch heute noch etwas sehr Beruhigendes, es ist bis heute das Urbild von Geborgenheit und Schutz. Auch wenn wir nur noch selten Schafherden sehen, so haben wir dieses Bild doch vor Augen.
„Folgt dem guten Hirten, der euch leitet und schützt!“ Das ist die Botschaft unseres Predigtwortes. Seine, Jesu Stimme herauszuhören aus den vielen Stimmen, die uns beeinflussen wollen, die auf uns eindringen, Tag für Tag. Auch in diesen Tagen sind es ja viele echte und leider auch manche fragwürdigen, selbst ernannte Experten, die uns Ratschläge geben, was wir tun und lassen sollen.
Ich denke, wir können froh und dankbar sein, in einem Staat leben zu dürfen, der ein funktionierendes Gesundheitssystem und eine geordnete Verwaltung hat – aber auch Bürgerinnen und Bürger, die sich doch weitgehend an die notwendigen Beschränkungen halten.
Da geht es uns weit besser, als den Menschen in vielen anderen Teilen dieser Erde.

Und dennoch brauche ich einen Seelenhirten – und das ist Jesus Christus. Sein Stecken und Stab trösten mich, so wie wir das vorhin mit den altbekannten Worten es 23. Psalms gebetet haben.

Aber wie soll das gehen? Wie kann ein Stecken oder ein Stab trösten? Hier habe ich einen echten Schäferstab, unser Bürgermeister Fritz Steinmann hat ihn mir besorgt!
So ein Hirtenstab hat verschiedene Funktionen: Früher diente er auch dazu, wilde Tiere in die Flucht zu schlagen, wenn sie die Herde angriffen. Mit dem Stock hat der Hirte, der Schäfer die ihm anvertrauten Tiere verteidigt. Diese Funktion ist heute wohl nicht mehr so wichtig, zwar haben sich vereinzelt auch in deutschen Landen wieder Wölfe angesiedelt, aber die sind wohl keine echte Gefahr.
Viel wichtiger ist die andere Funktion des Hirtenstabes: Mit der kleinen Schaufel kann er etwas Erde oder kleine Steinchen nach den Tieren werfen, die sich von der Herde getrennt haben und sie so auf den richtigen Weg zurückbringen, um sie zu führen und zu leiten. So kann er verhindern, dass sie nicht auf ein Bahngleis oder eine Straße geraten. Und dann ist da ein Haken dran am Hirtenstab. Damit kann der Schäfer ein Schaf auf den Weg zurückholen, indem er nach einem Bein des Schafes greift, er kann kranke Tiere zu sich holen, um sie zu behandeln.
Wenn es da im Psalm also heißt: Dein Stecken und Stab trösten mich, dann drückt der Betende damit aus: Mein Hirte verteidigt mich, wenn andere über mich herfallen. Und er holt mich zurück, wenn ich vom Weg abkomme. Er hilft mir, wenn ich abrutsche. Mit diesem Stecken macht er sich auf die Suche nach dem Verlorenen und Verirrten.
Jesus als der gute Hirte weiß, wie verletzlich und manchmal auch verletzt wir sind. Aber in allen Gefährdungen sind wir nicht allein. Das Leben kann manchmal steinig sein und manch einer wundert sich im Rückblick, wie er es überhaupt geschafft hat, so schwere Zeiten zu überstehen.
Wie viele Ängste und Sorgen quälen Menschen.
Wie viel Tränen werden geweint – laut und manchmal auch ganz leise.
Wie oft machen Menschen sich gegenseitig das Leben schwer.
Warum all die Wunden und Verletzungen?
Wir müssen unseren Weg gehen mit Fragen, die uns beschäftigen.
Aber wir müssen ihn nicht alleine gehen.
Das ist das Geheimnis unseres Glaubens: Der gute Hirte ist da – ich bin nicht allein. Ich bin berufen, seine Stimme zu hören und ihm zu folgen.
Sein Stecken und Stab trösten mich.
AMEN
(Pfr. Jochen Maier)
 


Gebet


Herr unser Gott, weil du unser Hirte bist bitten wir dich:
Lass es nicht mangeln an Brot für die Hungrigen,
an Gerechtigkeit für die Unterdrückten, an Hilfe für die Schwachen.
Stärke alle, die mit ihrer Kraft am Ende sind. Die nicht wissen, wie es wirtschaftlich weitergehen kann, die verzweifelt sind,
Herr, erbarme dich.
Weil du unser Hirte bist, bitten wir dich:
Führe uns auf grüne Auen und zum frischen Wasser, damit unsere Hoffnung nicht erstirbt, dass die Krise auch ein Ende haben wird.
Herr, erbarme dich.
Weil du unser Hirte bist, bitten wir dich:
Erquicke unsere Seelen, damit wir nicht in Verzweiflung und Bitterkeit versinken.
Herr, erbarme dich.
Weil du unser Hirte bist bitten wir dich:
Führe alle, die Verantwortung tragen in Politik, Wirtschaft und Forschung auf rechter Straße, damit sie Wege finden, die Krise zu meistern.
Herr, erbarme dich.
Weil du unser Hirte bist, bitten wir dich:
Nimm uns die Angst in dunklen Tälern. Bleibe bei uns. Bereite uns den Tisch damit wir bei dir bleiben und uns ausstrecken nach deiner Barmherzigkeit.
Dein Stecken und Stab möge uns trösten.
Darum bitten wir dich in Jesu Namen.
AMEN
 
Bleiben Sie behütet
Ihre Pfarrerin Irene Maier und Ihr Pfarrer Jochen Maier

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