Gottesdienst am 03.05.2020


Andacht für den 3. Sonntag nach Ostern, Jubilate - 03.05.2020
Pfarrerin Irene Maier


Wochenspruch:
"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden."
2. Korinther 5,1

Der wahre Weinstock
Christus spricht: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.  Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

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Liebe Gemeinde,

ein Kind liegt im Krankenhaus. Die Mutter sitzt an seinem Bett, da fragt das Kind: „Bleibst du da, Mama?“ „Ja, ich bleibe bei dir“, verspricht die Mutter. Nach einer Weile kommt die Krankenschwester herein und sagt: “Jetzt können Sie gehen, ihr Kind schläft ja!“ „Nein, ich bleibe“, sagt die Mutter. Als später das Kind aufwacht, ist es froh. Die Mutter sitzt an seinem Bett.
Ums Bleiben geht es auch in unserem Predigtwort:
Jesus sagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.
Jesus sagt diese Worte als er sich von seinen Jüngern verabschiedet. Obwohl er weiß, dass sie bald voneinander getrennt sein werden, fordert er sie auf zum Bleiben.
Er verwendet dazu das eindrucksvolle Bild vom Weinstock und den Reben. Es leuchtet sofort ein: Wenn aus der Rebe etwas werden soll, dann muss sie am Weinstock bleiben. Wenn aus dem Weinstock etwas werden soll, dann muss er im Weinberg, im guten Boden verwurzelt bleiben.
Dieses Bleiben ist ganz besonders wertvoll, wie das wohltuende Bleiben der Mutter im Krankenhaus. Es geht darum, an der Quelle zu bleiben. An der Quelle, die den Menschen mit Energie und Hoffnung versorgt, mit Mut und Tatendrang.
Und ich wünsche mir, ich wünsche uns als Gemeinde, dass wir uns immer wieder neu auf diese Quelle besinnen. Dass wir wie die Reben fest verbunden sind mit dem Weinstock Jesus Christus und seine Lebenssäfte, seine Energien in uns hineinfließen.
Doch wie geht das? Verbindung zu Gott haben wir durch sein biblisches Wort, das viele Wege kennt, uns anzusprechen, sei es durch regelmäßige Bibellese, durch einen Liedvers, ein Kalenderblatt ...
Und dann ist da die Stille und das Gebet. Wer Jesus Christus wirklich begegnen will, der muss sich auch Zeit dafür nehmen, muss still werden und auf ihn hören. Manche Jugendliche kennen das Armbändchen WWJD, "What would Jesus do?" "Was würde Jesus tun?" Es soll daran erinnern, bei allem, was man tut, zu fragen, wie Christus in dieser Situation reagieren würde.
Das Gegengewicht zur Stille ist die Gemeinschaft. Wie wichtig die Gemeinschaft auch im Gottesdienst ist, merken wir gerade in Corona-Zeiten ganz besonders. Wie mehrere Reben am Weinstock hängen, so haben wir Christen eine gemeinsame Quelle auf die wir alle gleichermaßen angewiesen sind.
Trotzdem haben wir manchmal den Eindruck, von der Quelle abgeschnitten zu sein, ohne Kraft nicht weiterzuwachsen.
Auch im Bild gibt es solche Zeiten. So ein Weinstock trägt ja nicht sofort. Bis ein neuangelegter Weinstock Trauben trägt, vergehen Jahre. Da braucht es Wachstum, Zeit und Geduld. Unsere Winzer können davon erzählen: Der Boden muss aufgelockert werden. Die Weinstöcke müsse beschnitten werden. Die abgestorbenen Reben werden herausgeschnitten.
Auf unser Leben übertragen heißt das: Es gibt Gewohnheiten, mit denen wir anderen schaden oder wir uns gegenseitig das Leben schwer machen. Doch Gott arbeitet an uns, tut alles zu unserem Besten. Manchmal müssen wir alte Wege abbrechen, schmerzliche Erfahrungen hinter uns lassen, um neu anfangen zu können.
Das Bleiben im Bild vom Weinstock bedeutet also kein erstarrtes Festhängen sondern ein lebendiges und gespanntes Dranbleiben.
Das heißt auch, sich einlassen auf neue Erfahrungen, sich auch mal zurechtstutzen lassen, wenn es sein muss und nach einer Enttäuschung wieder neu anfangen, sich neu auf die Quelle besinnen.
Der Winzer steckt sehr viel Mühe und Arbeit in den Weinberg, genauso müht sich Gott um uns, bleibt er an uns dran und gibt uns alles, was wir brauchen, damit wir weiterwachsen können.
Bei seiner Arbeit hat der Winzer stets ein Ziel vor Augen: Am Ende soll es im Glas blumig duften und funkeln und man soll sagen können: Es hat sich gelohnt!
Dass auch wir reiche Frucht bringen, darauf läuft alles hin. Worin diese Frucht besteht, sagt Jesus nicht ausdrücklich. Aber wenn wir weiterlesen, dann gehört da die gegenseitige Liebe dazu.
Dem Kind im Krankenhaus tat es unglaublich gut, dass die Mutter bei ihm geblieben ist.
Uns tut es gut, wenn wir dranbleiben an Jesus, der für uns wie der Weinstock ist. Bleiben wir dran am Weinstock, dann werden wir auch Früchte der Liebe bringen. Ganz von allein. Eine Rebe wächst ja von selbst. Sie muss für ihr Wachstum überhaupt nichts tun.
So dürfen wir vertrauen auf den, der uns hält und trägt und uns Kraft gibt, wie der Weinstock seinen Reben.
Denn ohne ihn können wir nichts tun.
Aber mit ihm, liebe Gemeinde, da geht eine ganze Menge!
AMEN
(Pfr.in Irene Maier)

 

Gebet

 

Herr, unser Gott,
wie der Weinstock den Reben Halt und Kraft gibt,
so bleibe bei uns und lass uns nicht allein.
Wir bitten dich für die Kinder, dass sie nicht a
lleingelassen werden, dass immer jemand da ist, der sie auf den Arm nimmt und tröstet und mit ihnen lacht. Schenke ihnen Vertrauen und hilf ihnen, ihren Platz im Leben zu finden.
Herr, unser Gott,
wir bitten dich besonders für die Menschen, die aus ihrer Heimat aufbrechen mussten, lass sie einen Zufluchtsort finden, ein Dach über dem Kopf und ein Bett in der Nacht.
Herr, unser Gott,
wir bitten dich für die Verunsicherten, Einsamen und Kranken, für die, die nicht wissen, wie es wirtschaftlich oder beruflich weitergehen kann. Stärke sie mit deiner Kraft.
Herr unser Gott,
wir bitten dich, hilf einen jeden und jeder von uns, zu sehen und zu hören, wo wir gerade jetzt gebraucht werden.
Denen, die schwere Entscheidungen zu treffen haben in Politik, Forschung und Wirtschaft, gib Weisheit und Verstand. Zeige du ihnen Wege, wie diese Krise überwunden werden kann.
Herr, unser Gott, bleibe bei uns, lass uns nicht allein.
AMEN
Bleiben Sie behütet
Ihre Pfarrerin Irene Maier und Ihr Pfarrer Jochen Maier

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