Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den Trinitatis-Sonntag, 15. Juni 2025
Pfarrer Jochen Maier
Wochenspruch:
"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." 2. Kor 13,13
Predigttext: 2.Korinther 13,11-13
Zuletzt, liebe Brüder und ich ergänze: liebe Schwestern, freut euch, laßt euch zurechtbringen, laßt euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde,
es noch gar nicht so lange her, da habe ich im Rothenburger Sonntagsblatt von einem Pfarrer gelesen, der seine Gemeinden wegen „ungedeihlichen Zusammenwirkens“ verlassen mussten. Auf gut Deutsch: da hatte es wohl gewaltig gekracht im Gebälk, da gab es Streit. Da ging es nicht mehr miteinander. Ich weiß nicht, was da in der Gemeinde vorgefallen ist, aber wenn es soweit kommt, dann muss da schon einiges im Argen liegen.
Traurig, dachte ich mir, traurig, dass es in unserer Kirche auch manchmal so zugeht. Es menschelt – und das immer wieder. Eitelkeiten, Verletzungen und Machtgelüste gibt es eben auch in der Kirche – und zwar sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen!
Aber ist das ein Wunder?
Schließlich besteht diese Kirche aus Menschen!
Aber die Erwartung ist eine andere. Die Erwartung ist, dass es „bei Kirchens“ anders zugeht als in der Welt ringsum. Dass man hier friedlicher, respektvoller, sachlicher, schlicht „christlicher“ miteinander umgeht. Traurig genug, wenn sie sich in der Politik, im Bundestag und anderswo angiften und beschimpfen, bei uns soll es anders sein.
Und dieser Anspruch ist nicht unberechtigt – daran erinnert uns der heutige Predigttext ganz deutlich!
Nicht dass es unter Christenmenschen keine Konflikte gäbe – solange wir auf Erden sind, wird es auch immer unterschiedliche Meinungen und unterschiedliche Einstellungen geben. Aber es kommt doch darauf an, wie man mit Streitigkeiten umgeht! Wie man sie austrägt!
Dass es immer wieder zu Konflikten kommen kann, das hat Paulus selbst auch erlebt. Gerade in Korinth.
Er war es, der den Menschen dort als erster von Jesus Christus erzählt hat. In der jüdischen Synagoge hat er Jesus gepredigt, Jesus, den Gekreuzigten und den Auferstandenen. Von Freiheit hat er gesprochen und von der Zukunft, die Jesus verheißen hat. Und es hat sich bald eine kleine christliche Gemeinde gebildet. Über anderthalb Jahre hat Paulus selbst diese Gemeinde geleitet, war er bei den Menschen dort, hat mit ihnen gelebt und gearbeitet. Gemeindeglieder sind in dieser Zeit in die Aufgabe der Gemeindeleitung hineingewachsen.
Und irgendwann zieht Paulus weiter.
Er sieht seine Aufgabe anderswo.
Aber kaum ist er weg, tauchen Fragen auf: Wie ist das denn eigentlich mit der Auferstehung? Muss man das glauben? Und wie ist das mit der Freiheit? Wie sieht das ganz konkret aus? Was heißt das zum Beispiel für die Sklaven, die zur Gemeinde gehören und die doch eigentlich ganz unfrei sind?
Man schreibt Paulus Briefe und bittet ihn um eine Stellungnahme. Und die Antwortschreiben des Apostels werden dann wohl im Gottesdienst vorgelesen....r wichtig genommen haben und glaubten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
Ein zweiter Besuch des Apostels beruhigt die Lage zwar vorübergehend, aber dann spitzt sich die Lage zu – nicht zuletzt durch Leute von außen, die die ganze Sache zum Überkochen bringen. Wanderprediger, die sagten: wir haben den richtigen Weg. Wir wissen, wo’s lang geht. Man spricht Paulus seine Kompetenz ab: der kann doch gar nicht richtig predigen! Dem fehlt es doch an Ausstrahlung, der taugt doch nichts. Da gibt es ganz andere Prediger, Leute, die was darstellen – aber dieser Paulus …
Und dann hält Paulus dagegen. Er kämpft. Er verteidigt sich und seine Mission in scharfer Form. Umso überraschender dann das Ende dieses scharfen Briefes und das ist eben unser Predigtwort:
Zuletzt, liebe Geschwister, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Nach solch einem heftigen Streit klingt das schon eindrucksvoll:
Paulus knallt die Tür nicht zu, sondern ganz im Gegenteil, ermacht sie ganz weit auf. Er mahnt, dass die unterschiedlichen Positionen nicht die Einheit gefährden dürfen. Um Gottes Willen soll man dran bleiben und Wege der Verständigung und des Friedens suchen.
Trotz allem Ärger ringt Paulus um Einheit. Er befiehlt seine Feinde wie seine Freunde der Gnade Christi, der Liebe Gottes und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes an.
Und das kann uns schon zu denken geben. Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich zugeben, dass ich das von mir selbst nicht immer so kenne.
Ich halte mich für einen sehr harmoniebedürftigen Menschen, aber wenn es dann mal zu wirklich ernsten Konflikten kommt, dann wünsche ich dem anderen alles Mögliche an den Hals – nur nicht die Liebe Gottes!
Die Haltung des Paulus beeindruckt mich.
Er verliert den gemeinsamen Glauben trotz allem Streit nicht aus den Augen! So empfindlich er auch reagiert, als man ihm sein Apostelamt abspricht, dieses Verbindende bleibt ihm doch vor Augen!
Es gibt immer wieder unterschiedliche Positionen in konkreten Fragen – damals wie heute. Und es gibt auch immer wieder Streit – auch unter Christenmenschen, eben weil wir Menschen sind, und es wird auch immer wieder persönliche Abneigungen und menschliche Eitelkeiten geben. Es ist eben so, dass man mit manchen Menschen besser kann als mit anderen.
Das ist menschlich.
Aber es soll nicht dazu kommen, dass darüber das Verbindende, nämlich den gemeinsamen Glauben an Christus als den gekreuzigten und auferstandenen Herrn vergessen wird.
Das möchte ich aus diesem Pauluswort mit in meinen Alltag nehmen: wo ich das Gefühl habe, dass da etwas unklar ist zwischen mir und meinem Gegenüber, da möchte ich es ansprechen und versuchen zu klären. Unter den Teppich kehren will ich nichts – das hat auch Paulus nicht getan!
Selbst da, wo es auf der persönlichen Ebene schwierig ist, wo „die Chemie nicht stimmt“, da möchte ich doch versuchen im anderen auch einen von Gott geschaffenen und geliebten Menschen zu sehen. Das ist nicht immer leicht, sicher nicht, und bestimmt werde ich da manchmal auch meine Schwierigkeiten haben. Aber ich möchte es doch immer wieder neu versuchen.
Denn wenn ich ehrlich bin mit mir selbst, dann muss ich zugeben, dass Gott mich nicht deshalb lieb hat, weil ich so bin, wie ich bin, sondern dass er mich liebt, obwohl ich so bin, wie ich bin. Und wenn ich das wahrnehme, staunend wahrnehme, dann kann mich das von meinem hohen Ross herunter holen und mich demütig werden lassen und bescheiden. Ich kann versuchen, den anderen zu versehen, versuchen, seine Position, seine Meinung nicht in Bausch und Bogen zu verwerfen, sondern den wahren Kern zu suchen, der vielleicht darin steckt.
Beim Abendmahl, da spüre ich das manchmal ganz besonders: Gott kommt zu mir, wirklich zu mir. So wie ich bin. Da bekomme ich einen Hauch von Ahnung davon, was wirklich zählt und es fällt mir leichter, etwas von dem loszulassen, was mir sonst so schrecklich wichtig ist.
Das hilft mir, manches in meinem Leben neu zusehen – manchmal sogar den Menschen neben mir!
Den Wunsch des Paulus, diesen Segenswunsch, den will ich ernst nehmen:
Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit dir. AMEN
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der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Pfingstsonntag 08. Juni 2025
Pfarrer Jochen Maier
Wochenspruch:
"Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth."
Sach 4,6b
Predigttext: Matthäus 16,13-19
Jesus kam in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?
Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten.
Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?
Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.
Liebe Gemeinde,
ist es Ihnen und Euch aufgefallen? In diesem Abschnitt aus dem Matthäusevangelium, das uns heute an Pfingsten als Predigtwort aufgegeben ist, da kommt das Wort „Heiliger Geist“ kein einziges Mal vor, dabei feiern wir doch an Pfingsten doch genau das, die Ausgießung dieses Geistes!
Dennoch steckt er drin in dieser Geschichte, der Heilige Geist. Er steckt drin, aber um ihn zu entdecken, müssen wir tiefer bohren.
Wir müssen ihm nur auf die Spur kommen.
Und das lasst uns versuchen. Und dazu lasst uns die Geschichte etwas genauer anschauen.
Jesus tut zunächst einmal das, was viele in den nächsten ein bis zwei Wochen auch tun: Er gönnt sich und seinen Jüngern eine Auszeit. Nach stressigen Wochen und Monaten in Galiläa hat er sich in den dünn besiedelten Norden zurückgezogen in die Gegend von Cäserea Philippi.
Er macht zwar nicht gerade Urlaub, das war wahrscheinlich noch gar nicht erfunden, aber er schaltet sozusagen mal einen Gang runter und er tut etwas, was auch heute noch sehr beliebt ist: Er veranstaltet eine Meinungsumfrage. Von seinen Jüngern, seinen Freunden will er wissen: „Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Für wen halten mich die Menschen?“ Und die Jünger tragen zusammen, was sie von ihren Zeitgenossen über Jesus gehört haben. Die sind der Meinung, dass Jesus einer der ganz großen Propheten sein muss, der zurückgekehrte Täufer Johannes vielleicht, oder Elia, oder auch Jeremia. Jedenfalls einer von diesen ganz großen Gestalten des alten Bundes.
Würden wir heute eine Meinungsumfrage über Jesus veranstalten, dann kämen da vermutlich ganz andere Antworten heraus. Die meisten würden ihn für eine herausragende Gestalt der Weltgeschichte halten, einige für einen Religionsgründer, einen Sozialrevolutionär, manche vielleicht auch für einen religiösen Spinner. Das könnte man dann wissenschaftlich auswerten, gäbe vielleicht sogar Stoff für die eine oder andere Doktorarbeit, aber dem Heiligen Geist kämen wir so nicht auf die Spur, sondern nur dem Zeitgeist. Wir würden feststellen, welches Jesusbild zurzeit im Trend liegt und welches weniger.
Mehr aber auch nicht.
Anders sieht es dann bei der zweiten Frage aus, die Jesus den Jüngern stellt: „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ Und da antwortet dann Simon Petrus stellvertretend für alle anderen und seine Antwort ist nichts anderes, als ein Glaubensbekenntnis: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Und was Petrus da stellvertretend für die anderen sagt, das ist doch die Mitte unseres Glaubens: Jesus ist nicht nur irgendein Prophet, er ist nicht nur irgendein charismatischer Prediger, sondern er ist Gottes Sohn, er ist der Erlöser, der Herr. In ihm hat sich Gott in seiner Liebe offenbart. In ihm hat Gott gezeigt, wie er wirklich ist. Und auf dieses Bekenntnis antwortet Jesus: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater in Himmel!“
Und da, liebe Gemeinde, da haben wir eine erste heiße Spur des Heiligen Geistes. Duch ihn, durch den Heiligen Geist oder wir können auch sagen: durch diese Geistkraft, denn sie ist etwas Ermutigendes, etwas Dynamisches, diese göttliche Geistkraft hat es Simon Petrus offenbart, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist. So hat es auch der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief bezeugt: „Niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist!“ (1.Kor. 12,3). Martin Luther hat daher den 3. Glaubensartikel so erklärt: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“
Der Glaube an Jesus Christus ist also immer ein Geschenk. Das ist keine Leistung, nichts was wir machen, oder wozu wir uns irgendwie durchringen könnten, sondern das ist die schlichte und doch so grundlegende und hoffnungsvolle Überzeugung: Ja, er Jesus Christus ist mein Erlöser!
Im Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ gibt es da eine, wie ich finde, sehr bewegende Szene. Sophie Scholl die Widerstandskämpferin der „Weißen Rose“, die in Münchner Universität Flugblätter verteilt hat, die zum Widerstand gegen das Naziregime aufriefen, diese Sophie Scholl wird mit ihrem Bruder Hans vom Nazi-Richter Freisler zum Tode verurteilt. Das Urteil soll noch am selben Tag vollstreckt werden. Zuvor darf sie ihre Eltern noch einmal sehen. Sophie selbst ist es, die ihre Mutter tröstet: „Es dauert ja nicht lange, da sehen wir uns in der Ewigkeit wieder.“ Da antwortet die Mutter ihr: „Gell, Sophie, Jesus!“ Und darauf Sophie: „Ja, Mutter, aber du auch!“
Was für bewegende Worte.
Was für ein Glaube, liebe Gemeinde, was für eine Hoffnung. „Gell, Sophie, Jesus!“
Solch ein Glauben ist immer Geschenk, ein Geschenk des Heiligen Geistes. Diesen Glauben hat diese junge, noch nicht einmal 22-jährige Frau im Widerstand bekannt und gelebt.
Jesus hat damals aber noch mehr zu Petrus geredet. Er hat gesagt: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“
Der Name Petrus kommt vom griechischen Wort „petra“ her und das bedeutet Fels, Felsen. Der Ausdruck Petroleum hat da seine Wurzeln: Petroleum ist „Öl des Felsens, also Öl, das aus der Erde kommt“.
In der römisch-katholischen Theologie folgt aus diesem Satz, dass die ganze Kirche auf dem Felsenmann Petrus gegründet ist und Petrus der erste Papst gewesen sei und der in Lehrfragen daher unfehlbar sei.
Evangelischerseits sehen wir das etwas anders: Jesus sagte nicht: „Auf diesen Felsenmann Petrus will ich meine Kirche bauen“, sondern „auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Nicht auf Menschen, nicht auf Päpste, nicht auf Petrus baut Christus seine Kirche, sondern auf den Felsen seines geistgewirkten Bekenntnisses. Das Bekenntnis des Petrus, dass Jesus der Christus und Gottes Sohn ist, das ist das Fundament der ganzen christlichen Kirche bis zum heutigen Tag. Wo Jesus Christus und sein Evangelium geglaubt und bekannt wird, da ist Kirche und wo es verschwiegen oder verleugnet wird, da ist die christliche Kirche nicht.
Wenn Jesus sagt: „Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“, dann meint er damit: Wo der Heilige Geist am Werk ist, da hat der Teufel verloren.
Da ist sie also wieder, die Spur des Heiligen Geistes in unserer Geschichte. Und das ist zugleich die große Verheißung: Natürlich müssen wir uns als Menschen, denen die Kirche am Herzen liegt, als Kirchenvorsteherinnen und andere Gemeindeglieder um unsere Kirche mühen, müssen sicher auch Strukturdebatten führen, müssen planen und sorgen, aber dass Kirche ist und auch in Zukunft sein wird, das liegt letztlich nicht in unserer Hand, sondern das wirkt der Heilige Geist allein. Auch wenn die Mitglieder weniger werden, wenn Gebäude aufgegeben werden müssen, dass Kirche ist und bleibt liegt in Gottes Hand und „die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“
Strahlen brechen viele aus einem Licht.
Unser Licht heißt Christus.
Strahlen brechen viele aus einem Licht -
und wir sind eins durch ihn.
So sei es und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
AMEN
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der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Sonntag, 25. Mai 2025 – Rogate
Pfarrer Jochen Maier
Wochenspruch:
"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet."
Ps 66,20
Predigttext: Johannes 16,23b-28+33
Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.
Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater….
Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Liebe Gemeinde,
Abschiede haben es in sich, sie fordern uns heraus. Unsere Tochter geht für ein Jahr zum Studium in die USA. Wir stehen vor der Sicherheitskontrolle am Flughafen. Bis dahin können wir mit, dann ist Schluss. Der Flug wir aufgerufen, wir müssen Abschied nehmen. Monatelang werden wir sie nicht sehen. Sogar über Weihnachten wird sie in den USA bleiben, erst im kommenden Jahr wollen wir sie besuchen, kurz bevor sie wieder zurückkommt. Eine letzte Umarmung: „Pass auf Dich auf! Melde Dich, wenn Du gut angekommen bist!“ Dann geht sie durch die Sicherheitsschleuse, winkt noch einmal und verschwindet.
Abschiede sind schwer und doch so wertvoll: Ob in Worten oder stumm, wie in einem Brennglas zeigen sie uns, was wir einander bedeuten, was wir einander mitgeben wollen.
Abschiede sind besondere Momente, die in Erinnerung bleiben. Manchmal werden Worte gesagt, die den anderen ein Leben lang begleiten. Manchmal aber sind Worte auch einfach zu klein für das, was Menschen verbindet oder sie sind überflüssig angesichts dessen, was wir im Herzen haben und was nicht zerredet werden soll. Reinhard Mey hat das, wie ich finde, in seinem Lied „Abschied“ treffend zum Ausdruck gebracht.
Es gibt die kleinen Abschiede, das sind die, bei denen ich davon ausgehen kann, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen werden. „Schön wars, bis hoffentlich bald!“ sage ich zu den Freunden, mit denen wir am Sonntagnachmittag eine kleine Wanderung unternommen haben.
Aber dann gibt es eben auch noch die anderen Abschiede, bei denen das locker daher gesagte „Auf Wiedersehen“ falsch klingt, weil ich weiß, dass es wohl das letzte Mal ist, dass wir uns sehen. Wir stehen um das Bett der Frau, die im Sterben liegt, die Kinder, eine Enkelin, eine Schwiegertochter. Wir beten zusammen, die Frau im Bett bewegt stumm die Lippen mit beim Vaterunser. Still bleiben wir noch eine Weile stehen.
Ein Abschied für immer.
Ein Wiedersehen wird es erst in jener anderen Welt geben, in Gottes Ewigkeit.
Und dann gibt es da diese letzten Worte, die im Gedächtnis bleiben, die manchmal eine ganz besondere Tiefe haben, so wie die von Heinrich Böll, dem großen deutschen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger. Der schrieb im Frühjahr 1985 kurz vor seinem Tod sein letztes Gedicht. Seine Enkelin Samay hatte ein Poesiealbum – ich weiß gar nicht, ob es das heute überhaupt noch gibt! Jedenfalls fragte Samay ihren Opa, ob er ihr etwas hineinschreiben könnte, einfach als Opa. Und das tat Heinrich Böll. Er schrieb das hinein, was er seiner kleinen Enkelin sagen wollte:
Wir kommen weit her
liebes Kind
und müssen weit gehen
keine Angst
alle sind bei Dir
die vor Dir waren
deine Mutter
dein Vater
und allem die vor ihnen waren
weit weit zurück
alle sind bei Dir
keine Angst
wir kommen weit her
und müssen weit gehen
liebes Kind
Dein Großvater (Gabriele Hoffmann, Heinrich Böll. Leben und Werk, München 1991)
Berührende, bewegende letzte Worte, finde ich.
Und sie sind nahe dran an dem, was Jesus seinen Jüngern mitgeben will, bevor er geht.
Habt keine Angst!
„Ich sage euch, wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben…. Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin…. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
„Habt keine Angst vor der Zeit, in der ich nicht mehr leibhaftig unter euch sein werde“, sagt Jesus. „Ich bin trotzdem da. Auf eine nicht fassbare, aber immer wieder spürbare Art und Weise bin ich bei euch, verlasst Euch drauf.“ Mit dem „Fürchtet euch nicht“ der Engel auf den Feldern von Bethlehem hat sein Weg auf Erden begonnen. Und später, als aus dem Kind längst ein Mann geworden war, da füllte er mit allem, was er tat und sagte dieses „Fürchtet euch nicht!“ mit Leben. Er hat Gewalt verachtet und hat diejenigen aufgerichtet, die vom Leben gebeugt waren. Er hat ihren Blick himmelwärts gerichtet, weil es so viel Schönes und Helles und Frohes gibt trotz allem.
Das ist es, was Jesus in seinen Abschiedsreden den Freunden mitgeben möchte: „Habt keine Angst vor der Zeit ohne mich, denn ihr seid geborgen bei Gott, dem himmlischen Vater.“ Oder um es mit den Worten des 91 Psalm zu sagen, die nicht ohne Grund so viele Eltern als Taufspruch für ihre Kinder wählen: „Er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“
Mir tut da das Beispiel von Menschen gut, die sich diese Zuversicht bewahrt haben trotz großer Schicksalsschläge. Ich denke da an die eindrucksvolle und mitreißend verfilmte Biographie von Hape Kerkeling. Mit dem Titel „Der Junge muss an die frische Luft“ kam der Film 2018 in die Kinos. Tieftraurig und zugleich herzerfrischend und beglückend ist diese Geschichte auf dem schmalen Grat zwischen Lachen und Weinen. Kerkeling erzählt von seiner Geschichte im Ruhrpott der 1970er Jahre. Nach einer misslungenen Operation verfällt seine Mutter in eine tiefe Depression. Der Bub versucht mit seinem komödiantischen Talent immer wieder, seine Mutter aufzuheitern, ihr Freude zu machen. Aber er schafft es nicht. Die Mutter nimmt sich das Leben. Eine Welt bricht zusammen, es gibt keinen einfachen billigen Trost. Und trotzdem fällt der Junge nicht ins Bodenlose und das macht den Zauber dieser Erinnerung aus. Er wird gehalten von einem Grundvertrauen ins Leben und von so einer Grundheiterkeit trotz allem. Dafür sind auch die wunderbaren Menschen um ihn herum verantwortlich. Am Ende kann Hape Kerkeling sagen: „Selbst wenn mir in meiner Kindheit das Schlimmste widerfahren ist, was einem Kind überhaupt passieren kann, muss ich heute doch sagen: Der da oben hat mein Schicksal mit Gnade und Fürsorge verwaltet.“ Und er hoffe, mit seiner Geschichte anderen ein bisschen Lebensmut zu geben.
Jesus gibt uns da in seinen Abschiedsreden noch einen anderen ganz wichtigen Rat. Er sagt: Betet! Rogate! Das ist ja der Name dieses Sonntags. Und das hängt ganz eng zusammen mit dem „Habt keine Angst!“ Angst lässt einen erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange. Das Herz verkrampft. Angst macht uns passiv. Aber wer betet, der nimmt sein Leben wieder in die Hand, der verleiht seiner Not eine Sprache, schreit sie hinaus, statt stumm zu kapitulieren. Beten ist schon der erste Schritt zur Tat auch wenn ich natürlich weiß, dass das Gebet keine Wunscherfüllungsmaschine ist. Wer betet, der findet sich nicht ab mit dem was ist, und das verändert mich und andere.
„Keine Angst. Ihr seid geborgen.“ Die Abschiedsworte Jesus an seine Freunde sind zweitausend Jahre alt und sind doch heute so aktuell wie eh und je. Sie bestehen über die Zeiten hinweg. Sie laden uns ein aufrecht nach vorne zu schauen, sich nicht in die Enge treiben zu lassen von dem, was ist oder kommen mag, von dem was geschieht auf den Bahn- oder Flugsteigen des Lebens, an den Kranken- und Sterbebetten.
Keine Angst. Du bist geliebt. Das darf ich mir sagen lassen und darf es anderen weitersagen. Darum mag ich den schlichten Abschiedsgruß „Ade!“ viel lieber als das modernere „Tschüss!“ Ade kommt vom französischen Adieu und das bedeutet „zu Gott“, „Gott befohlen“ und das ist es doch, wo alle Wege wieder zusammengehen. Bei Gott.
So sei es.
AMEN
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den Sonntag „Jubilate“ –11. Mai 2025
Pfarrer Jochen Maier
Wochenspruch:
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Kor 5,17
Predigtwort: Sprüche 8,22-36 i.A.
„Der Herr hat mich, die Weisheit, am Anfang seiner Schöpfung erschaffen. Ich war das erste seiner Werke vor aller Zeit.
In längst vergangenen Tagen wurde ich geschaffen, am Anfang der Erde, vor unvorstellbar langer Zeit.
Ich wurde geboren, als es noch keine Meere gab und kein Wasser aus den Quellen der Tiefe strömte. Bevor die Berge in der Erde verankert wurden und die Hügel entstanden, kam ich zur Welt.
Gott hatte das Land noch nicht geschaffen und auch nichts anderes.
Nicht einmal Staub gab es auf der Erde.
Ich war dabei, als er das Dach des Himmels baute, als er den Horizont über dem Meer bildete. Ich war dabei, als er die Wolken oben festmachte und die Quellen unten aus der Tiefe sprudeln ließ.
Ich war dabei, als er dem Meer eine Grenze setzte und dem Wasser verbot, sie zu überschreiten.
Als er dann die Fundamente der Erde legte, stand ich ihm als Handwerkerin zur Seite. Tag für Tag war es für mich eine Freude,
die ganze Zeit lachte ich an seiner Seite.
Ich war fröhlich, dass es den Erdkreis gab, und hatte meine Freude an den Menschen.
Ihr jungen Leute, hört jetzt auf mich! Glücklich zu preisen sind alle, die mir folgen. Hört genau hin, damit ihr klug werdet! Schlagt die Erziehung nicht in den Wind!
Glücklich ist der Mensch, der auf mich hört – der Tag für Tag an meiner Haustür wacht und am Türpfosten auf mich wartet.
Wer mich findet, hat Leben gefunden, und der Herr hat Gefallen an ihm gefunden. Wer mich aber verfehlt, schadet sich selbst.
Alle, die mich hassen, lieben den Tod.“
Liebe Gemeinde,
ein kluger Kopf hat das Leben einmal mit einer Schale verglichen. Einer Schale, die mit großen Steinen gefüllt ist. Und jeder Stein steht für eine Grundüberzeugung, für ein Lebenskonzept, etwas, das mir ganz wichtig ist. Das steht auf einem Stein vielleicht „Familie“, auf dem anderen steht „Glaube“, oder „Freunde“, oder „Fitness“. Wie auch immer. Diese großen Steine stehen für die Werte und Grundsätze, die mir Halt geben, die mich erden. Wenn mich jemand fragt: „Was für ein Mensch bist du?“ dann sind es diese Steine, auf die ich schaue: „Ich bin ein Familienmensch, meine Familie geht mir über alles“, oder: „Ich bin einer, der Bewegung braucht, der fit sein will. Das brauche ich.“ Oder aber: „Ich bin ein Kumpeltyp, meine Freunde liegen mir sehr am Herzen. Freundschaften zu pflegen, das ist mir ganz wichtig“. Die großen Steine lege ich ganz bewusst in meine Lebensschale, sie machen sie wert-voll, voller Werte.
Und dann gibt es da die mittelgroßen Steine. Mit denen verhält es sich anders. Das sind die Aufgaben, die mein Beruf mit sich bringt, die Pflichten des Alltags, aber auch die Pläne, die ich habe. Den Urlaub, den ich plane, die Eigentumswohnung, auf die ich spare und auf die ich hinarbeite, wie auch immer. All das, was mein Leben so mittelfristig bestimmt und ausmacht. Diese mittelgroßen Steine, die rutschen zwischen die großen und manche bleiben auch oben drauf liegen. Und so füllt sich mein Lebensgefäß.
Und dann gibt es da noch die kleinen Steinchen.
Mit denen ist es nicht so einfach.
Die stehen für Unvorhersehbares, für das, was dazwischenkommt. Plötzlich streikt das Auto und muss in die Werkstatt und mein schöner Tagesplan gerät durcheinander. Ein lieber Mensch wird krank und ich will mich kümmern. Ein Telefonanruf, der schlechte Nachrichten bringt. Ein Berg von Arbeit und Sorgen liegt vor mir. Diese kleinen Steine verschwinden zunächst zwischen den größeren, vieles kann ich wegstecken und erledigen, aber manchmal werden es einfach zu viele. Die bleiben dann oben liegen und meine Lebensschale kann sie nicht mehr fassen, sie läuft über. Da ist einfach zu viel drin in meiner Lebensschale.
Und dann beginnt das Leben schwer zu werden, dann geht mir die Luft aus und keine Freude, nichts Schönes passt mehr rein.
Wie gehe ich damit um? Was kann ich dann tun?
Nun: Ich kann versuchen, die kleinen Steine rauszunehmen aus der Schale. Ich versuche, sie abzuarbeiten, beeile mich, versuche, mit den anfallenden Arbeiten irgendwie fertig zu werden.
Aber das Problem ist, das kostet viel Kraft und schnell kommen wieder neue kleine Steine dazu und es scheinen immer mehr zu werden. Ich bin irgendwie drin im Hamsterrad.
Dann mache ich mich an die mittelgroßen Steine. Manche sehen keine andere Möglichkeit, als sich krankschreiben zu lassen oder den Urlaub zu streichen, Pläne auf Eis zu legen, um wieder Platz zu bekommen. Aber so eine richtig gute Lösung ist das auch nicht.
Zu guter Letzt muss ich mich von den großen Steinen, von meinen Überzeugungen trennen.
Manch einer ist eigentlich im Grunde seines Herzens ein Familienmensch, aber er kommt einfach nicht dazu. Oder der Glaube wird kurzerhand aus der Lebensschale entfernt, um Platz zu bekommen für anderes. „Früher war ich öfters in der Kirche, aber ich schaffe das nicht mehr. Hab‘ keine Zeit.“ Da gibt es dann Sätze wie diesen: „Eigentlich wäre ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.“
Da werden dann Überzeugungen über Bord geworfen, obwohl ich das eigentlich gar nicht möchte!
Ich bin davon überzeugt, dass unser heutiges Predigtwort uns da weiterhelfen kann. Dass er eine Alternative aufzeigt.
Da spricht die „Frau Weisheit“. Die spielt im Buch der Sprüche eine große Rolle, sie ist wie eine Mutter, die ihre Kinder versorgt – und das passt sehr gut zum heutigen Muttertag.
Die Weisheit kommt von Gott, sie war das erste, der Werke Gottes vor aller Zeit, so heißt es da in unserem Predigtwort. Weisheit ist nicht nur etwas für ältere Herrschaften – da gibt es nicht nur in der weltweiten Politik mehr als genügend Beispiele von älteren Männern, bei denen von Weisheit so absolut gar nichts zu spüren ist.
Weisheit ist Freude an und mit der Schöpfung – gerade heute am Sonntag Jubilate! Weise ist es, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen, die Wunder der Schöpfung wahrzunehmen. Vor allem aber ist sie Vertrauen in Gott. „Der Weisheit Anfang ist die Ehrfurcht vor dem Herrn!“ so heißt es da kurz nach unserem Predigtwort.
„Ihr jungen Leute, - und nicht nur sie! - hört jetzt auf mich! Glücklich zu preisen sind alle, die mir folgen. Hört genau hin, damit ihr klug werdet! Schlagt die Erziehung nicht in den Wind! Glücklich ist der Mensch, der auf mich hört.“ So mahnt sie, die Frau, die Mutter Weisheit.
Was bedeutet das aber ganz konkret? Das bedeutet, den hohen Gang herauszunehmen, durchzuschnaufen. Das bedeutet, im Moment, im Augenblick zu leben und sich nicht vom Morgen binden und schrecken zu lassen. „Jeder Tag hat seine eigene Plage“, sagt Jesus. Ich darf mich jetzt, ich darf mich heute meines Lebens freuen, der Schönheit der Schöpfung, des wunderbaren Frühlings.
Und ichj darf auch mal was liegen lassen.
Das Geheimnis liegt letztlich nicht in dem, was ich alles in meiner Lebensschale drin habe, sondern darin, dass Gott sie mit mir trägt.
Weisheit bedeutet genau dieses Vertrauen zu haben und daran zu glauben, dass Gott, der alles geschaffen hat, auch meine Steine für mich sortiert.
Dass er immer einen Weg für mich hat.
Dass ich das, was ich nicht tragen kann, in seine Hände legen kann.
Weisheit hat daher sehe viel mit der Gelassenheit des Glaubens zu tun.
Das ist nicht immer leicht. Gewiss nicht. Aber daran zu arbeiten, das lohnt sich.
Und ich kann darum bitten. Immer wieder.
Der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr hat das, wie ich finde, wunderbar in seinem sogenannten Gelassenheitsgebet zusammengefasst:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Dieses Gebet ist so berührend, dass man es schon einer ganzen Reihe von Menschen in den Mund gelegt hat – vom wüttembergischen Prälaten Friedrich Christoph Oetinger bis zu Dietrich Bonhoeffer.
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Wenn ich mich daran halte, dann bekomme ich Freiraum zum Aufatmen, zum Loben und zum Leben.
Ganz gewiss.
AMEN
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für Karfreitag, 18.4.2025
Pfarrerin Irene Maier
Wochenspruch:
„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
(Joh 3,165)
Predigttext: Joh 19, 16-30
16Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.
Sie nahmen ihn aber, 17und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. 18Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
19Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. 20Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. 22Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
23Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt Ps 22,19: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.
25Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. 26Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
28Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. 30Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.
Liebe Gemeinde,
Karfreitag. Das Kreuz steht heute im Mittelpunkt.
Als Zeichen für Leid und Tod ist es uns sehr vertraut. Wir finden es in Todesanzeigen, auf Gräbern und am Straßenrand, wo es auf Unfallopfer hinweist. Das Kreuz ist aber auch Zeichen für persönliche, vielleicht gesundheitliche, berufliche vielleicht auch familiäre Katastrophen, Hoffnungen, die ausgelöscht wurden.
Das Kreuz steht bis heute auch als Zeichen der brutalen Gewalt, des Terrors und des Krieges.
Vor allem aber ist es Zeichen für den der am Kreuz gestorben ist, für Jesus Christus. Es findet sich daher in jeder christlichen Kirche. Bei uns hier über der Sakristeitür, auf dem Gemälde im Chorraum und auf dem Altar.
Je nach Zeit und nach Sichtweise eines Künstlers kann das Kreuz Jesu ganz unterschiedlich aussehen. Aus Holz oder Metall, mit oder ohne Korpus. Jeweils auf andere Weise, mit anderem Blickpunkt erzählt das Kreuz die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu.
Noch immer hab‘ ich ein modernes Kreuz aus der Zeit um 1950 vor Augen, das in der Löpsinger Kirche, unserer früheren Gemeinde hängt. Es ist ein schlichtes Holzkreuz, von dem sich Jesus, bekleidet mit einem roten Königsmantel und goldener Krone abhebt. Die Arme sind ausgestreckt in einer schwebend, segnenden Haltung, wie wenn er bereits sein Kreuz hinter sich lässt.
Wir finden das ähnlich auch in anderen Kirchen, dass ein vergoldeter Korpus das Kreuz ziert. Auch unser Altarkreuz glänzt ja golden.
„Gold passt doch nicht zu einem Kreuz“, meinte eine Schülerin als es drum ging, eine passende Farbe für das Kreuz zu finden.
Wie sehen Sie das, liebe Gemeinde? Sollte eine Kreuzesdarstellung nicht vor allem die Grausamkeit und Brutalität des Todes zum Ausdruck bringen? Würden wir sonst nicht den Tod Jesu verharmlosen?
Über die Verlorenheit im Tod und über die unsagbaren Schmerzen kann man doch nicht einfach goldene Farbe gießen..
Das passt doch so gar nicht zur Leidensgeschichte Jesu, wie sie uns die Evangelisten Matthäus und Lukas überliefern.
Und doch bin ich froh über diese andere Darstellung, die uns Christus als König am Kreuz zeigt. Es lässt uns nämlich die Geschichte vom Ende her, ja ganz von Ostern her verstehen.
So wird sie nämlich vom Evangelisten Johannes erzählt, wie wir sie vorhin gehört haben.
Vielleicht ist es Ihnen beim Hören aufgefallen: Im Johannesevangelium trägt kein Simon von Kyrene zwangsweise Jesu Kreuz, das muss er schon selbst erledigen und sein Kreuz aus der Stadt Jerusalem hinaustragen. Auch kein Erdbeben erschüttert die Welt, keine Finsternis bricht herein.
Und Jesus schreit auch nicht in all seinem Leid das alte Psalmgebet:“Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, sondern er spricht fast triumphierend: „Es ist vollbracht!“
Mit diesem Satz „Es ist vollbracht“, bringt Johannes die Passion Jesu auf den Punkt. Jesus weiß, was er tut. Er behält in allem die Fäden in der Hand, erscheint als Herr, nicht als Opferlamm, er erscheint königlich und nicht armselig. Auch wenn er zu Tode misshandelt wird, ist er alles andere als passiv, sondern handelt dennoch souverän. Und schließlich rückt Gott dann an Ostern alles in ein neues Licht.
Weil Gott es so wollte, beginnt durch Jesu Tod etwas Neues.
„Es ist vollbracht!“, sagt Jesus. Das Ende ist da. Sicher ist das erschreckend, aber es haben auch die unerträglichen Qualen ein Ende: die grausame römische Geißelung, die Dornenkrone, das stundenlange Hängen am Kreuz.
Der Tod kann auch eine Erlösung sein. Manch einer von uns hat das wohl auch schon erlebt, wenn ein Angehöriger furchtbar leiden musste und der Tod den Schmerzen und Qualen letztlich ein befreiendes Ende machte.
Sterben/Tod ist eine Durchgangsstation. So erzählt es Johannes: Jesus geht an das Kreuz, aber Gott führt ihn auf diesem Weg durch den Tod hindurch zu neuem Leben. Jesu Kreuz ist keine Katastrophe, kein Scheitern, wie es die Jünger zunächst betrachtet haben.. Im Gegenteil: Inmitten unserer Welt, die voller Scheitern ist, ist Gott am Werk durch Jesus Christus. Er will seine Verheißung erfüllen: nämlich Leben für alle, seinen Himmel für alle offenhalten und die Lieblosigkeit unter uns Menschen überwinden. Er will vollenden und nicht beenden, was er mit der Schöpfung begonnen hat.
Die goldene Farbe passt also doch zum Kreuz: Im Licht von Ostern erscheinen alle Kreuze golden oder wie vom Licht umflutet. Und gerade in diesem Licht können sie uns Orientierung geben.
Der Tod wird uns nicht abgenommen, aber er ist nicht mehr das Ende, bei dem das Spiel des Lebens wie ein Konzert aus ist, sondern das Ende Jesu an Karfreitag gibt uns Hoffnung, ist Grund für einen neuen Anfang. Durch alle Finsternis hindurch leuchtet Gottes Liebe auf.
Von dieser Hoffnung hat auch Dietrich Bonhoeffer bis zuletzt gelebt. So waren seine letzten Worte im Konzentrationslager Flossenbürg: „Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens.“. Angesichts des Todes hat er weit über den Tod hinausgeblickt: zu Gott und zu neuem Leben, wie es uns nur Ostern verspricht. Das ist die Hoffnung, der Glaube, mit dem uns auch Johannes anstecken möchte, weil da einer für alle seinen Kopf hingehalten hat, weil da einer die größtmögliche Liebe gezeigt hat und getan hat wozu keiner sonst fähig war, weil da einer voller Liebe war bis zum Ende.
Doch schauen wir nochmal genauer hin und zwar unters Kreuz. Was geschieht denn da?
Da stehen Menschen, Verwandte, Freunde und sie leiden mit und können nicht helfen. Das kennen wir doch auch: Nicht helfen können. Wie bedrückend und ohnmächtig fühlt sich das an.
Aber Jesus sorgt sich um die Menschen unterm Kreuz, noch bis zur letzten Minute. Er macht sie aufeinander aufmerksam, er ordnet sie einander zu.. Er hinterlässt nichts Unklares, sondern regelt alles.
Johannes erzählt: „Jesus sah seine Mutter dort stehen und daneben den Jünger, den er liebte. Da sagte er zu seiner Mutter: ‚Er ist jetzt dein Sohn!’ Und zu dem Jünger sagte er: ‚Sie ist jetzt deine Mutter!’ Von da an nahm der Jünger sie bei sich auf.“
Johannes und Maria, sie sind dageblieben in Jesu Nähe unterm Kreuz. Die andern Jünger dagegen haben sich schon längst im Garten Gethsemane verdrückt aus Angst vor den möglichen Folgen, aus Angst um ihr eigenes Leben sind sie lieber geflohen.
Doch diese beiden, Maria und Johannes, sie sind geblieben, sie haben ausgeharrt und das hat etwas unglaublich Tröstliches. Diese beiden stehen dafür ein, dass es immer Menschen unter dem Kreuz geben wird, die nicht vor dem Leid reisausnehmen, sondern sich dem Anblick und dem Tod stellen, die Widerstand leisten, indem sie bleiben.
Immer wird es Menschen unter dem Kreuz geben, die sich nicht wegscheuchen lassen, sondern mit-leiden, mit-fühlen und geduldig ausharren. Und hoffentlich gehören wir auch dazu: dass wir dort anzutreffen sind im Gebet, in Gedanken, und wenn möglich auch mit unserem Helfen und Handeln. Dass wir aushalten in der Gewissheit: Jesus lässt uns nicht im Stich. Er beauftragt uns, Sorge zu tragen für das Leben in der Welt.
Amen
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
zur „Goldenen Konfirmation“ – 4. Mai 2025
Pfarrer Jochen Maier
Predigtwort: Jeremia 17,7+8
Liebe Goldenen Konfirmanden, liebe Gemeinde,
wenn ich mit meinen Konfirmanden darüber rede, was sie sich für ihr Leben denn so alles wünschen, was sie für Vorstellungen, für Erwartungen haben, dann sind die Antworten meist sehr bunt gefächert – von einem neuen Handy über einen Ferrari bis zur Weltreise ist da so ziemlich alles vertreten. Aber da kommen durchaus auch sehr nachdenkliche Antworten: einen guten Beruf, Gesundheit, Menschen, die einen verstehen, Frieden, Geborgenheit, eine intakte Umwelt usw.
Wenn Sie, liebe Jubilare zurückdenken an die Zeit Ihrer Konfirmation, können Sie sich noch daran erinnern, was Sie damals für Wünsche hatten, was für Vorstellungen, was für Ideale?
Nun waren das natürlich andere Zeiten damals. In den 50 Jahren, die da seither vergangen sind, da hat sich natürlich eine ganze Menge geändert – Computer gabs zwar schon, aber ich erinnere mich, dass der Computerraum meiner Schule damals einen riesen Kasten beherbergt hat, erst so nach und nach wurden die Dinger immer handlicher. Gerade Anfang der 70er Jahre kamen die ersten Mikroprozessoren auf dem Markt.
Und was die Autos betrifft: Ferrari gab’s damals natürlich auch schon, aber die Leute waren wohl schon über einen VW-Käfer glücklich oder einen Opel Kadett. Der Käfer war 1975 das meistgefahrene Auto in Deutschland.
1975 wurde die Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt.
Mit der Konfirmation sind Sie damals also der Volljährigkeit auf einen Schlag deutlich näher gekommen.
Und genau wie heute gab es jede Menge kriegerischer Auseinandersetzungen: Im Libanon begann der Bürgerkrieg, Spanien kehrte zurück zur Monarchie, die Franco-Ära ging zu Ende und in Vietnam mussten sich der mit den USA verbündete Süden dem kommunistischen Nordvietnam geschlagen geben. Das gehört wohl zu den Dingen, die Herr Trump gerne aus den Geschichtsbüchern gestrichen hätte…
Ja, es hat sich eine ganze Menge geändert in all den Jahren: Aber wie war das mit Ihren und Euren persönlichen Wünschen und Vorstellungen von damals? Was hat sich erfüllt und was ist auf der Strecke geblieben?
Als wir uns beim Vorbereitungstreffen die alten Konfirmationsbilder angeschaut haben, da haben wir festgestellt, dass Sie sich natürlich schon alle verändert haben, dass manche Gesichtszüge aber doch auch gleich geblieben sind. Manche Anlagen sind da schon recht deutlich zu sehen.
Wie ist das nun mit dem Wachsen und Verändern?
Man kann das Leben eines Menschen da mit einem Baum vergleichen. Beim Propheten Jeremia im 17. Kapitel ist davon die Rede:
Gesegnet aber ist der Mensch, der sich auf den HERRN verläßt und dessen Zuversicht der HERR ist.
Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Vor etlichen Jahren war ich mal in Ludwigsburg im dortigen herrlichen Schlosspark. Da ist an einer Stelle ein Querschnitt einer mehrere hundert Jahre alten Eiche ausgestellt. Und die einzelnen Jahresringe sind da den jeweiligen Jahreszahlen und besonderen historischen Ereignissen zugeordnet: der Reformation, dem 30-jährigen Krieg, den beiden Weltkriegen und so weiter. Diese alte Eiche im Ludwigsburger Schlosspark sah Könige und Kanzler kommen und sah sie gehen. Sah Pferdefuhrwerke vorbeiklappern und die ersten Automobile aus dem nahem Stuttgart. 50 Jahre machen da gerade mal ein paar Zentimeter aus – eine Eiche wächst langsam! Man kann gut die Jahre erkennen, in denen der Baum kräftig gewachsen ist, in denen es wohl genug Regen und auch ausreichend Sonne gab. Und dann sind da ganz dünne Jahresringe, in denen kaum etwas vorwärts ging, die mageren, die trockenen und harten Jahre – da ist die Eiche wenig gewachsen – stillgestanden aber ist das Wachstum nie!
Immer hat der Baum die Kraft gefunden zum Weiterwachsen.
Ist das nicht ein schönes Bild für unser Leben?
Da gibt es viele gute Jahre, da ging es vorwärts, schöne, erfüllte Zeiten, die wir erlebt haben. Schöne Erinnerungen, die bei Ihnen heute sicher auch wieder wach werden. Sie haben sich eine eigene Existenz aufgebaut. Sie haben miterlebt, wie die Kinder groß wurden, haben z.T. Enkel, die Ihnen viel Freude machen. Sie haben sich im Beruf engagiert, haben aufgebaut – und dann in den letzten Jahren wieder kürzer getreten.
Aber es gibt wohl bei uns allen auch das andere. Zeiten, in denen es nicht so glatt lief. So richtige Durststrecken, wo man am liebsten den ganzen Bettel hinschmeißen möchte. Manche Wünsche blieben und bleiben unerfüllt, manche Hoffnungen wurden enttäuscht. Da könnte wohl jeder von uns, seine ganz eigenen Erfahrungen beisteuern.
Was tun wir mit unseren enttäuschten Erwartungen? Mit den geheimen Sehnsüchten und Wünschen?
Schauen wir auf den Baum und lernen wir von ihm!
Wenn er gesund ist, dann sieht man das an seinem kräftigen Stamm und am frischen grünen Laub, das er im Frühling hervorbringt. Gerade jetzt ist es ja eine wahre Pracht, wenn die Bäume im frischen Grün dastehen. Ist er aber krank, dann welken die Blätter vor der Zeit und der Stamm wird morsch.
Aber woher kommt das? Woran liegt das? Nun: das Geheimnis des Baumes ist dem Auge verborgen, denn das liegt unter der Erde.
Es sind die Wurzeln.
Der Baum, der seine Wurzeln tief hinab zum Wasser hinstreckt, der ist lebendig und gesund. Der kann sich die Nährstoffe aus dem Boden ziehen. Entscheidend sind die Wurzeln. Wenn er mit denen fest im Grund verankert ist, dann kann ihn so leicht nichts um werfen.
Wo haben wir unsere Wurzeln? Wo gründen wir uns? Wo machen wir uns fest? Und woran halten wir uns, wenn die Stürme über uns hinwegfegen? Trösten wir uns mit einem billigen: „Kopf hoch! Es wird schon wieder!“ Oder wurzeln wir uns fest in Gott?
Damals, bei Ihrer, bei Eurer Konfirmation wurde ihnen hier in dieser Kirche der Segen Gottes zugesprochen. Sie wurden auf den Grund verwiesen, aus und auf dem Sie leben können.
Gerade in schwierigen Zeiten, wenn der Wind einem um die Ohren pfeift, dann kommt es doch darauf an, solch einen Grund zu haben.
„Gesegnet aber ist der Mensch, der sich auf den Herrn verlässt“, so heißt es da in unserem Prophetenwort. Wenn wir das tun, dann gewinnt unser Leben Tiefgang, dann bleibt unser Leben nicht oberflächlich sondern im Vollsinn des Wortes gesegnet.
Ein gesegnetes Leben ist nicht unbedingt locker leicht und unbeschwert – Schwierigkeiten und Probleme haben Sie bisher gekannt und die werden wohl auch auf dem weiteren Lebensweg nicht ausbleiben. Ein älterer Mann hat mir mal bei einem Geburtstagsbesuch gesagt: „Wissen sie, Herr Pfarrer, wenn ich morgens aufwache und mir tut nichts mehr weh, dann bin ich nicht mehr am Leben!“
Nun wünsche ich Ihnen natürlich, dass es Ihnen nicht so geht, aber realistischer Weise müssen wir schon einsehen, dass mit zunehmendem Alter die gesundheitlichen Probleme in der Regel nicht weniger werden.
Aber wer gesegnet ist, der ist tief gegründet und verwurzelt in der Liebe Gottes. Dessen Lebensbaum hat einen festen und starken Stamm, der in den Stürmen des Lebens Halt und Bewahrung schenkt. Es breitet sich einladend weit aus zum Schutz und Schatten für andere Menschen. Unser Leben wächst himmelwärts und bringt dabei gute und kostbare Früchte hervor.
Und darauf kommt es an.
So möchte ich schließen mit einem Gedicht von Gert Otto:
Ein Baum ist schön und wie ein Zeichen.
Wir Menschen können Bäumen gleichen.
Die Wurzeln greifen tief nach innen, um Halt im Erdreich zu gewinnen.
Sie trotzen jedem Wind und Wetter
Und tragen Stamm, Geäst und Blätter.
Wenn wir mit Gott verbunden leben,
wird er uns Halt und Stärke geben.
Ein Baum am Wasser kann gedeihen,
hat frisches, grünes Laub zum Freuen.
Er blüht und öffnet sich zum Lichte
Und bringt zu seiner Zeit viel Früchte.
Wenn wir mit Gott verbunden leben,
wird er uns Frucht und Freude geben.
Ein Baum ist schön und wie ein Zeichen.
Wir Menschen sollen Bäumen gleichen.
Das wünsche ich Euch und Ihnen.
AMEN
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