Gottesdienste im Januar 2021





Gottesdienst der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den letzten Sonntag n. Epiphanias 31.01. 2021
Barbara Trahndorff

 

 Wochenspruch: 
„Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit 
erscheint über dir."  Jes 60,2
Predigtwort: 2. Petrus 1,16-19 

 

Liebe Gemeinde,
 
dieser Text ist ganz offensichtlich die Antwort auf eine Frage. 
Es geht um viel: Es wird die Autorität des Briefschreibers als Prediger hinterfragt. Die Gemeinde fragt ob die Geschichten die Ihnen erzählt wurden der Wahrheit entsprechen.
Hat Jesus wirklich existiert? Ist er wirklich der Sohn Gottes? Und was bedeutet das für mich? Lohnt es sich dafür mein Leben zu riskieren?.......
Die erste Begeisterung war wohl einer gewissen Ernüchterung gewichen.  Die jungen Gemeinden gerieten durch die Christenverfolgung zunehmend in Bedrängnis.
In dieser Situation aufkommender Zweifel entsteht der 2. Petrusbrief. Augenzeugen waren nicht ohne weiteres verfügbar und die versprochene und heißersehnte Wiederkunft Jesu.... ließ bisher auf sich warten.    
Da kann man schon mal nachfragen!
Die Bibel erzählt immer wieder von Zweiflern z.B von dem Jünger Thomas der nicht glauben konnte das das wirklich der auferstandene Jesus war dem er nach Ostern gegenüber stand. Jesus schickt ihn nicht weg. Wir dürfen zweifeln... Er läßt sich anfassen er läßt sich im wahrsten Sinne des Wortes ….be-greifen ….um seine Zweifel zu zerstreuen.
Zweifel kennen wir vermutlich alle. Sie stellen sich gerne nach einer gewissen Zeit ein. Man kann am Glauben zweifeln oder auch an einer Freundschaft. Man kann die Richtigkeit einer eigenen Entscheidung in Zweifel ziehen oder aber auch die Richtigkeit von Informationen. Zweifel sind wichtig denn sie bringen uns dazu nachzudenken, zum Beispiel ob ein eingeschlagener Weg wirklich der Richtige ist.
Gut ist es wenn man jemanden fragen kann dem man vertraut.  
Aber wie finde ich heraus ob eine Person vertrauenswürdig ist, wie 
entscheide ich ob eine Information seriös ist??? Es gibt schließlich damals wie heute genügend falsche Propheten und alle versprechen sie Glück in irgendeiner Form:
Die Werbung ist voll von falschen Versprechungen. Wenn Du dies oder jenes kaufst oder tust bist Du glücklich und beliebt.   Wir wissen wie schwierig es ist nicht darauf hereinzufallen.
Wenn man Zweifel hat kann man versuchen unabhängige Informationen zu bekommen. Oder man kann Menschen fragen die bereits ein beworbenes Produkt gekauft haben ob es hält was es verspricht.
In unserem Fall konfroniert die Gemeinde den Prediger selbst. Der Briefschreiber antwortet, er stellt sich der Herausforderung. 
Er beruft sich auf Jesus und seine eigene Erfahrung mit ihm . Er zitiert ein eigenes starkes spirituelles Erlebnis.  
Er hat die Herrlichkeit Jesu selbst gesehen und die Stimme Gottes selbst gehört.
Das ist ein großes Wort und wir werde vermutlich nicht alle auf solche Erlebnisse zurückgreifen können.
Aber die Berufung auf ein persönliches Erlebnis mit Gott ist eine Einladung solche Erlebnisse zu suchen. Den Glauben auszuprobieren und damit zu erleben.
Jesu Reden und Wirken enthält immer wieder Hinweise auf Handlungsempfehlungen die wir in den unterschiedlichsten Lebenssituationen anwenden können. 
z.B. im Gleichnis des des barmherzigen Samariters oder im Gebot der Nächsten und Eigenliebe …
Das sind Worte die wir ausprobieren können. 
Wir können schauen was passiert und ob das was da steht zum Guten führt.
Wir werden sicherlich immer wieder scheitern es geht nicht darum perfekt zu sein das waren die Jünger auch nicht. 
Es gibt aber die Zusage dass wir im Ausprobieren Christus erleben können und manchmal wird uns das gelingen.
Vielleicht morgens beim Bäcker.  
Ich ...habe sehr schlecht geschlafen und bin entsprechend mies gelaunt, dann habe ich auch noch den Kaffee zu heiß getrunken und mir die Zunge verbrannt. Der Bäckerin die mir die Brötchen verkauft schaut auch nicht gerade freundlich. Plötzlich kommt mir irgendwoher ein Impuls der Nächstenliebe und ich lächele sie an. Momentan ist das mit Maske vielleicht etwas schwieriger aber mit den Augen kann man auch lächeln...
Mit etwas Glück lächelt sie zurück und für uns beide ist der Tag ein bisschen heller und Licht breitet sich aus.  Im Predigttext steht: und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem Dunklen Ort.
Wir können in vielen Situationen das Licht Jesu suchen. Wir werden es vielleicht nicht immer sehen aber es gibt die Zusage dass das Licht Jesu im Dunkeln scheint. Und manchmal werden wir es sehen.
Vielleicht können wir es sogar manchmal auch anderen zeigen, selbst zum Licht werden.
Es geht darum dran zu bleiben. Am Nachfolgen am Hören und auch am Hinterfragen. Immer wieder wird es geschehen dass ein Wort oder ein Erlebnis uns unmittelbar anspricht so dass wir spüren: das gilt mir persönlich, darin 
sehe ich die Herrlichkeit Gottes. 
Das kann ein Zuspruch sein, ein Trost oder vielleicht auch ein Sonnenuntergang. 
Der zeitliche Abstand zu Jesus ist zwar heute größer als zur Zeit dieses Briefes. Aber der innere Abstand zum lebendigen zum erlebten Christus ist nicht größer und nicht kleiner als damals. Wir können das erleben. Vielleicht nicht immer aber vielleicht immer öfter.
Dann wird das Licht Jesu scheinen. In unserem Leben und im Leben unserer Mitmenschen.

Und der Friede Gottes der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.  

Amen
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Gottesdienst
der evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den 2. Sonntag n. Epiphanias - 17. Januar 2021
Pfarrer Jochen Maier

 

 
Wochenspruch:
„Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade."  Joh 1,16
Predigtwort: Johannes 2,1-11

 

 

Liebe Gemeinde,

bei der Erzählung von der Hochzeit von Kana kann man fast wehmütig werden. Das klingt so ein wenig wie aus der guten alten Zeit! Einer Zeit, wo man bei Hochzeiten noch keine Beschränkung der Gästezahl hatte, keine Abstandsregeln einhalten musste, keine Masken zu tragen hatte und man bei der Tischordnung nur darauf achtete, dass nicht gerade die verstrittene Verwandtschaft nebeneinander zu sitzen kommt.
Wir können nur hoffen, dass es im Laufe des Jahres wieder so sein wird!
Die „Hochzeit zu Kana“ - das erste Wunder, von dem das Johannesevangelium erzählt. Es ist bezeichnen, dass Jesus dieses erste Wunder ausgerechnet bei einer Hochzeit vollbringt, bei einem Fest, bei dem eine grundlegende Beziehung gestiftet wird und wir Menschen sind nun mal Beziehungswesen. Darum fallen uns diese Coronabeschränkungen auch so schwer, weil man sich eben nicht mehr so einfach treffen kann mit den Freunden, der Familie, den Kindern, den Enkeln.
Und die Ehe ist so eine menschliche Grundbeziehung. Was für ein Glück, wenn man sein Leben mit einem anderen teilen darf in Liebe und Treue.
Die Hochzeit, von der wir da hören, scheint ein schönes Fest zu sein. Ich stelle mir vor, dass der Duft orientalischer Köstlichkeiten in der Luft liegt. Musik, Tanzen, Lachen, eine ausgelassene Stimmung.
Und dann das: Der Wein reicht nicht! Welche Blamage! Noch bei der Goldenen Hochzeit werden die Leute sich darüber den Mund zerreißen: Wisst ihr noch, damals, da war die Luft ganz schön trocken…
Als Maria die drohende Blamage heraufziehen spürt, interveniert sie bei ihrem Sohn. Der muss jetzt aktiv werden, der muss etwas tun. Der kann das, das weiß Maria. Aber Jesus weist sie zunächst recht schroff zurück: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen!“ Wann und wie er hilft, das lässt er sich von niemandem vorschreiben, auch nicht von seiner Mutter.
Aber dann greift er doch ein und handelt. Und das Ergebnis: rund 600 Liter Wein vom Feinsten. Das Fest kann weitergehen und der Kellermeister, der ja nun etwas vom Wein versteht, der wundert sich über die herausragende Qualität.
„Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit.“ So heißt es da in unserem Predigtwort.
 „Zeichen“ nennt Johannes dieses Weinwunder. Ein Zeichen will etwas zeigen, will etwas deutlich machen und daher kommt es sicher nicht von ungefähr, dass dieses Wunder auf einer Hochzeit geschah. Dieses Zeichen macht deutlich, was für eine Ehe und was für jede Beziehung wichtig ist.
Bei einer Hochzeit steht am Anfang das schier grenzenlose Glück, es ist eine „Hoch-Zeit“ im besten Sinne des Wortes, voller Freude und Lebenslust. Aber dann kommt oft der graue Alltag mit seinen Belastungen und Herausforderungen. Der Stress im Beruf, die Sorge um die Kinder, der Mangel an Zeit. Manchmal auch einfach die Bequemlichkeit. Was tun, wenn die Liebe der Gewöhnung weicht? Wenn die große Ernüchterung kommt, wenn die Krüge mit dem Wein der Liebe zur Neige gehen, wenn „nix mehr drin ist“?
Maria sagt: „Was er, was Jesus euch sagt, das tut!“ Schüttet all das, was ernüchtert, was euch belastet und auseinander zu bringen droht, schüttet es hinein in die leeren Beziehungskrüge: Den Frust, die Langeweile, den Stress, die Wut, den Trotz, die Tränen. Schüttet es hinein. Dieser Jesus kann es segne und verwandeln. Er kann heil machen, das zerbrochen ist.
Bei der Hochzeit von Kana offenbart Jesus zum ersten Mal seine Herrlichkeit. Da verwandelt er Mangel in Fülle, den Frust in Lust. Welch ein Wunder!
Aber dieses Wunder hat Vorbedingungen. Und diese Vorbedingungen sind Vertrauen, Glaube und Hoffnung. Das sind die Voraussetzungen für Wunder. Wer nichts mehr erwartet, wird auch nichts erleben. Ein Sprichwort sagt: „Wunder kommen zu denen, die an sie glauben!“
Vertrauen, Glaube und Hoffnung ebnen den Weg für Wunder, oder etwas bescheidener formuliert: Für positive Überraschungen und unerwartet glückliche Wendungen.
Drei Jahre später, am Ende seines kurzen Lebensweges, da gibt Jesus dem Wein dann noch eine viel tiefere, viel grundlegendere Bedeutung. Als er den Kelch mit dem Wein in seine Hände nimmt und sagt; „Nehmt, trinkt, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird!“ Damit sagt er: Ich gebe mich, mein ganzes Leben, mein Blut für dich hin und packe meine ganze Liebe mit hinein.
Es ist jammerschade, dass wir hier nun schon so lange nicht mehr zusammen das Heilige Abendmahl feiern konnten und ich hoffe von Herzen, dass das bald wieder möglich sein wird, vielleicht in etwas anderer Form aber doch immerhin.
Aber was im Abendmahl sinnhaft deutlich und erfahrbar wird, das geschieht letztlich ja in jedem Gottesdienst: Ich komme so wie ich bin, mit den Verletzungen und Kränkungen, mit den guten und weniger guten Erfahrungen, mit den Sorgen und Belastungen. Ich schaue auf das Kreuz Jesu und höre Gottes Zusage: „Ich bin doch bei dir! Ich lasse dich niemals allein!“ Und wenn ich dieser Zusage etwas zutraue, dann kann sie mich aufrichten, kann sie mir neue Kraft geben.
Und dennoch erfahren wir immer wieder, dass Beziehungen scheitern und Freundschaften zerbrechen. Dass Menschen, die sich einmal geliebt haben, sich vertraut haben, sich auseinanderleben. Dass Menschen, die einmal gute Freunde waren, sich nichts mehr zu sagen haben. Menschen werden schuldig aneinander.
Manches kann nicht mehr heil werden. Und manche Wunde hinterlässt tiefe Narben. Aber wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich bin und meinen Anteil an Schuld eingestehe, dann kann Neues entstehen.
Denn Gott will, dass es uns gut geht, er will, dass Leben gelingt.
Der Evangelist Johannes verbindet den Beginn unseres Glaubens mit einem Fest. Einem Fest voll ungetrübter Freude, voller Leichtigkeit und Lachen. So hat das Weinwunder immer schon auch Spötter auf den Plan gerufen. Schon im 4. Jahrhundert soll der Kirchenvater Hieronymus einmal spöttisch gefragt worden sein, ob denn die Hochzeitsleute damals diese ungeheure Menge Wein ganz ausgetrunken hätten –immerhin rund 600 Liter. Da habe Hieronymus geantwortet: „Nein, haben sie nicht, denn wir trinken alle noch davon!“

Ja in der Tat. Wir trinken auch heute noch von diesem Wein, dann nämlich, wenn wir uns von Jesus stärken und trösten und aufrichten lassen – durch Jesu Wort und Sakrament. So sei es.  

AMEN

 

Gebet:
Barmherziger Gott und Vater,
deine Liebe ist die Kraft die verwandeln kann.
Lass uns erfahren, dass du neue Freude wachsen lässt aus der Trauer,
Frieden schaffst im Streit,
Vergebung in der Schuld und Vertrauen in der Hoffnungslosigkeit.
Verwandle du unsere Sorgen in Zuversicht,
unsere Verzagtheit in Mut.
Schenke uns Zuversicht und Geduld gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten.
Darum bitten wir dich in Jesu Namen.

AMEN 
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Gottesdienstder evang.-luth. Kirchengemeinde Sommerhausen-Eibelstadt
für den 1. Sonntag nach Epiphanias, 10.01.2021
Pfarrerin Irene Maier

 

Wochenspruch:
"Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder."
Röm 8,14
Predigttext: Römer 12,1-8

 


Liebe Gemeinde!

Das ist mir schon oftmals begegnet: Da bedauert eine, von Krankheit gezeichnete, schon ältere Frau, dass sie so sehr auf Hilfe angewiesen ist. Sie kann einfach gar nichts mehr selber tun für ihre Familie, die doch jede unterstützende Hand so dringend bräuchte.
Ich denke, wir alle können das nachvollziehen. Keiner von uns möchte völlig abhängig werden. Vor allem aber haben wir Angst davor, selber nichts mehr geben oder helfen zu können.
Eine ganz andere Reaktion hab‘ ich aber auch schon erlebt: Da meint eine ebenfalls hochbetagte Seniorin in einer ähnlichen Lage: „Etwas kann ich ja immer noch tun“, „Ich bete für meine Leute. Die haben so viel zu tun in ihrem Alltag, dass sie nicht zum Nachdenken kommen. Ich aber habe jetzt Zeit. Ich mache mir Gedanken und bringe die Anliegen vor Gott“
Ja Gebete können viel bewirken und ich denke daher, dass diese Seniorin ihren Lieben wirklich sehr viel Gutes tut, wenn sie deren Anliegen im Gebet vor Gott bringt.
Sie dient ja damit nicht nur ihren Angehörigen, sondern auch sich selber. Denn Beten kann Menschen verändern. Und veränderte Menschen verändern die Welt. Es ist eben ein Unterschied, ob sich ein Mensch als hilflos und damit auch als sinnlos erlebt. Oder ob jemand für sich die Einstellung haben kann: Ich bin mit dem, was ich zu geben habe, immer noch wertvoll.
Paulus erinnert uns im Predigttext genau daran, wenn er sagt: „Ihr habt verschiedene Gaben, setzt sie ein. Und erkennt in diesen Gaben die Gnade Gottes.“    
Werdet Euch also bewusst darüber, wie viel Ihr habt. Werdet dankbar und letztlich auch reich, indem Ihr abgebt von dem, was ihr habt.
Doch vielen Menschen waren und sind in diesen Krisen-Zeiten die Hände gebunden. Viele können und dürfen das nicht mehr geben, was sie zu geben hätten. Ins Haus einladen? Ein Ehrenamt z.B. im Pflegeheim ausüben? Menschen besuchen? Zur Zeit nicht möglich.
Auch Paulus damals waren die Hände gebunden. Es war ihm nicht möglich, seine Gemeinden, die so weit auseinanderlagen, zu besuchen. Immer wieder musste er seine Reisen unterbrechen, weil ihn eine Krankheit dazu gezwungen hat, weil er festgenommen wurde, weil er Schiffbruch erlitt. Immer wieder war er auf Hilfe angewiesen. Und doch hat er, wie kaum ein anderer, Menschen erreicht und ermutigt, christliche Gemeinden gegründet und sie lebendig erhalten.
Wie er das gemacht hat, davon lesen wir in seinen Briefen. Und damit haben wir schon eine Antwort auf die Frage, wie er es geschafft hat, die Menschen zu erreichen trotz aller Widrigkeiten: Er hat Briefe geschrieben. Eine Möglichkeit, die auch wir haben. Gerade jetzt, wenn wir auf Distanz gehen und uns einschränken müssen. Ich habe den Eindruck, dass ich noch nie so viele Karten erhalten und geschrieben wie an Weihnachten 2020. Und ich bin dankbar für alle, die diese Post weitergeleitet und zugestellt haben.
Paulus hat Briefe geschrieben. Und er hat sich, wie wir heute sagen: „gut vernetzt“, er hat also, trotz weiter räumlicher und zeitlicher Entfernungen den Kontakt gehalten zu seinen Leuten, und da haben wir es ja heute viel leichter als er mit unseren modernen Medien.
Sicherlich hat er auch das getan, was die Seniorin, von der ich erzählt habe, als ihre ganz persönliche Gabe erkannt hat: Er hat die Anliegen seiner Mitmenschen im Gebet vor Gott gebracht.
Eine weitere Gabe hatte Paulus, aus der auch wir lernen können: Er hat sich Pausen gegönnt, gönnen müssen. Immer wieder wird berichtet, dass ihn eine Krankheit gezwungen hat, innezuhalten. Bei Freunden zu bleiben, bis er wieder zu Kräften gekommen war. Hilfe anzunehmen. Das ist eine Fähigkeit, die viele von uns manchmal mühsam lernen müssen.
Und dann auch dies: Paulus hat in schweren Zeiten den Mut nicht verloren, sondern auf Gott vertraut. Wenn es hart auf hart kam, hat er sich das ins Gedächtnis gerufen: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen“ (1.Kor 15,10), lesen wir in seinem 1. Brief an die Korinther.
Auch wir brauchen diese Erinnerung, dass wir durch und durch aus Gott leben und mit jedem Atemzug seine Barmherzigkeit ein- und ausatmen. Das brauchen wir zur Zeit ganz besonders.
Deshalb halte ich es für sehr wertvoll, dass wir Gottesdienste feiern können und dabei alle Abstände und Hygieneregeln genau einhalten.
Daneben gibt es aber auch den Gottesdienst, der über das sonntägliche Treffen in der Kirche hinausgeht, der darin besteht, dass wir uns füreinander einsetzen, dass wir unsere Möglichkeiten füreinander lebendig werden lassen.
Unser Glaube und wie wir ihn leben, ist ja immer in Bewegung. Wir sind niemals fertig. Etwas, was sich gestern noch als guter Weg herausgestellt hat, kann heute schon nicht mehr passen.   Aber Paulus traut es seinen Leuten zu, dass sie ihre Gaben füreinander lebendig werden lassen in ihrer jeweiligen Zeit und unter den jeweiligen Bedingungen. Und: In ihrem jeweiligen Kontakt zu Gott. Was möchte Gott von mir in diesen Zeiten? Mit welchen Gaben rüstet er mich aus? Was kann ich jetzt tun? Und was lasse ich besser bleiben? Das sind Fragen, die sich Paulus und seine Leute täglich neu stellten. Und das sind Fragen, die sich auch uns täglich neu stellen.
Was möchte Gott von uns? Er möchte, dass wir nach seinem Willen fragen und seine Antwort für uns hören. Doch wie hören wir seine Antwort? Paulus sagt das so: Indem wir bescheiden und maßvoll leben. Indem wir füreinander einsetzen und ohne Hintergedanken geben von dem, was uns geschenkt ist. Dabei muss keiner mehr Verantwortung tragen als er mit seinen Möglichkeiten leisten kann. Und keiner steht damit allein.
Wir alle sind von Gott mit Gaben ausgestattet. Paulus in Kleinasien. Die römische Gemeinde in Europa. Wir heute. Wir sind Teil des Leibes Christi über die zeitlichen und räumlichen Entfernungen hinweg. Auch die, die nicht zu unserer Gemeinde vor Ort zählen, von denen wir vielleicht nur aus dem Fernsehen wissen, sind Teil dieses Leibes. Auch das ist unser vernünftiger Gottesdienst, die nicht zu vergessen und zu überlegen, was wir für sie tun können. Auch hier gilt: Füreinander beten, sich selbst nicht überschätzen, füreinander einstehen in Wort und Tat.
Im vergangenen Jahr haben wir mühevoll lernen müssen, wie sehr wir weltweit zusammengehören und aufeinander angewiesen sind. Ich hoffe, dass wir das im Neuen Jahr nicht wieder vergessen.

Gott schütze uns und alle, dass wir miteinander und füreinander da sein können in seinem Auftrag und in seinem Namen.

AMEN
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