Gottesdienst am 10.04.2020

 

Andacht für Karfreitag, 10.04.2020
Pfarrer Jochen Maier


Wochenspruch: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16
Evangelium für den Karfreitag: Johannes 19,16-30

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Liebe Gemeindeglieder in Sommerhausen und Eibelstadt,
 
am Karfreitag, geht es um Leben und Tod. Jesus stirbt am Kreuz. Es ist vollbracht! Das sind seine letzten Worte, die der Evangelist Johannes uns berichtet, wir lesen sie im Evangelium für den Karfreitag. Aber was soll da vollbracht sein, wenn das Leben Jesu so grausam zu Ende geht?
Wir schauen auf das Kreuz. Die Kreuzesdarstellung, die heute über der Sakristeitür unserer Sommerhäuser St.Bartholomäuskirche hängt, und vorne auf diesem Blatt abgebildet ist, sie hing früher ganz zentral, direkt im Chorbogen. Es heißt, dieses Kreuz stamme aus der Riemenschneiderschule, Belege dafür gibt es allerdings nicht.
Jesus am Kreuz.
Das Haupt ist geneigt, die Wangen sind eingefallen.
Es ist vollbracht!
Im Griechischen, der Sprache in der der Evangelist uns alles überliefert hat, da steht hier nur ein Wort: Tetelestai! Dieses Verb hängt mit dem Wort „telos“ zusammen, auf deutsch: „Ziel“ Jesus sagt also nicht „Endlich bin ich fertig; endlich sind die Qualen überstanden“, sondern er sagt: „Ich bin am Ziel; das Werk ist vollendet.“
Johann Sebastian Bach hat das in seiner Johannespassion in einer Alt-Arie tief berührend zum Ausdruck gebracht. Unendlich traurig klagt da die Seele: „Es ist vollbracht,/ o Trost für die gekränkte Seele,/ die Trauernacht / lässt nun die letzte Stunde zählen.“ Aber dann schlägt ganz plötzlich die Stimmung um. Aus der Trauermusik wird ein Jubelklang, die Klage zum Triumph. Es ist, als ob eine dunkle Wolkendecke aufreißt und die strahlende Sonne hervorbricht: „Der Held aus Juda siegt mit Macht / und schließt den Kampf: Es ist vollbracht.“
Im Stall von Bethlehem hat der Lebensweg Jesu begonnen und am Kreuz wurde er vollendet. Alles, was er tat und sagte und erlitt zielte auf diese Vollendung: „Es ist vollbracht.“ Sein Kreuz war kein Scheitern sondern das Ziel seines Weges, aber warum?
Worin liegt der Sinn dieses Sterbens?
Für mich wird das im Zeichen des Kreuzes deutlich! Was ist denn ein Kreuz? Es sind zwei Linien! Eine Waagerechte, die steht für uns und unsere Welt und eine Senkrechte, die zeigt nach oben, sie steht für die Verbindung zu Gott. Und dort, wo die beiden Linien sich kreuzen, da ist Jesus.
Er ist der Weg, die Brücke zum Vater. „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber.“ So beschreibt es der Apostel Paulus.
Diese Coronakrise, in der wir gerade stecken, sie ist keine Strafe Gottes! Das ist sie nicht, denn Gott will nicht das Leid, sondern er will das Leben. Aber wenn diese Krise vielleicht einen Sinn haben kann, dann doch den, dass wir neu über unser Leben nachdenken, darüber, was uns wirklich wichtig ist, darüber, was wirklich zählt.
Diese Pandemie zeigt uns doch, wie empfindlich unsere Welt ist. Wie so ein Virus unsere gesamte hochtechnisierte Gesellschaft zum Innehalten bringt. Wir glauben alles in der Hand zu haben, alles zu können. Wir leben, als wären wir die Herren unseres Lebens und dieser Welt. Und nun spüren wir, wie wenig wir eigentlich vermögen. Wir spüren unsere Begrenztheit, spüren die Verletzlichkeit des Lebens und wir sind verunsichert.
„Es mag sein, dass alles fällt“ so heißt es in einem Lied von Rudolf Alexander Schröder. Manchmal ist es so, wie der Dichter es gleich im ersten Vers beschreibt: „dass die Burgen dieser Welt um dich her in Trümmer brechen“. Die Burgen meiner Welt sind Gesundheit, meine Familie, mein Freundeskreis, ja auch meine finanzielle Sicherheit. All das, was sonst scheinbar normal und selbstverständlich ist, wird in kurzer Zeit in Frage gestellt: „es mag sein, dass alles fällt“.
en, wenn wir das Kreuz sehen – es ist das Pluszeichen vor und in unserm Leben.
Darauf lasst uns trauen.
Aber der Liederdichter bleibt dabei nicht stehen. Er konstatiert nicht nur die Verunsicherung, die Sorge, das Leid, sondern er lädt zum Glauben ein: „Halte du den Glauben fest, dass dich Gott nicht fallen lässt: Er hält sein Versprechen.“
Schau auf das Kreuz Jesu! Spüre die Ruhe, die er ausstrahlt. Bei ihm gehst du nicht verloren. Die Trümmer dieser Welt werden dich nicht begraben.
Schau auf das Kreuz Jesu und traue dem Versprechen Gottes, dass „alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Ja, am Karfreitag geht es um Leben und Tod. Christus stirbt am Kreuz, damit wir leben können, versöhnt mit Gott und den Menschen.
Daran lasst uns immer denken, wenn wir das Kreuz sehen – es ist das Pluszeichen vor und in unserm Leben.
AMEN
(Pfr.Jochen Maier)
 

Lied: Es mag sein, dass alles fällt EG 378,1+4+5
 

Wir beten :
Herr Jesus Christus, wir schauen auf dich und dein Kreuz.
Wir bringen vor dich, was uns bewegt:
Unsere Familie und alle, die uns am Herzen liegen.
Herr erbarme dich.
Unsere Welt, die unter der Corona-Pandemie leidet.
Herr erbarme dich.
Alle Menschen, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Sozialstationen arbeiten und bis zur Erschöpfung belastet sind, alle die bei der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz sind.
Herr, erbarme dich.
Die Politiker und Politikerinnen und alle, die in Forschung und Wirtschaft versuchen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Herr erbarme dich.
Alle, die sich engagieren, die Mundschutzmasken nähen und in der Nachbarschaftshilfe aktiv sind, die dafür sorgen, dass wir Lebensmittel haben und das was wir sonst zum Leben brauchen.
Herr, erbarme dich.
Die Heimatlosen und alle, die Ruhe suchen und einen Ort zum Leben.
Herr, erbarme dich.
Die Sterbenden, dass du ihnen Ruhe und Frieden bei dir schenkst.
Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat …

 
Bleiben Sie behütet
Ihre Pfarrerin Irene Maier und Ihr Pfarrer Jochen Maier

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